Max Raabe in Celle: Glücksgefühle und Verbundenheit

„Ich hör' so gern Musik, weil man dabei so träumen kann…“ Schon als Begrüßung gab es Musik von Max Raabe und dem Palast Orchester – und tatsächlich hat er sein Publikum in der Celler Congress Union mit dem Konzert zum Wochenendbeginn einmal mehr zum Träumen gebracht. Die Fangemeinde des Sängers und seiner Musiker ist in der Residenzstadt groß und treu, wie der bis zu den Rängen vollbesetzte Saal es bewies. Celle steht seit vielen Jahren regelmäßig auf dem Tourplan und wie Raabe im Interview verriet, wurde auch, als im vergangenen Jahr das Konzert ausfallen musste, keine Karte zurückgegeben. Das Publikum behielt sie und wartete. Musiker hinterlassen Glücksgefühl beim Celler Publikum: Am Freitagabend hieß es dann endlich „Guten Tag, liebes Glück“ – Song und Tournee-Titel in einem. Das Glücksgefühl der Musiker ließ sich nachempfinden und während der 27 gespielten Stücke spüren. Das Glücksgefühl von Seiten der Zuhörer fasste in der Pause die 87-jährige Helga Warnick zusammen: „Meine Tochter hat mich eingeladen. Die alten Lieder erinnern mich an meinen musikbegeisterten Vater und meine Enkelin findet das MTV-unplugged-Album stark." Max Raabe schaffe es offenbar, jede Generation zu begeistern. "Das finde ich bemerkenswert", so die Seniorin. Klassischer Swing bis zu Hits der 30er-Jahre: Wie gut Sänger und Orchester diesen besonderen, Jahrzehnte übergreifenden Musik-Mix in ihrem ganz eigenen Stil hinbekommen, bewiesen die prall gefüllten zweieinhalb Stunden Konzerterlebnis. Das Publikum feierte die Anleihen klassischen Swings aus der Ballroom-Ära wie Cole Porters „Just one of those Things“ ebenso wie die bekannten deutschen Hits der 30er-Jahre. Wer könnte zu "Wochenend und Sonnenschein" schon nein sagen? Wortverspielt mit einer typischen Prise Humor: Besonderen Spaß hatten die Zuhörer an den neueren Titeln aus den vergangenen Jahren. Textlastig und wortverspielt dreht sich auch darin alles um persönliche Eindrücke und Erfahrungen, vertont in diesem einzigartigen Raabe-Stil. „Alltag, Liebe, Verlust und dem, was uns eben im Alltag so beschäftigt“, wie Raabe es umreißt. Das Augenzwinkern und die trockene Prise Humor darin sind es, die sowohl seine Moderation wie auch die neueren Texte so amüsant machen. Max Raabe schafft Gefühl der Verbundenheit: Lieder wie „Ich bin dein Mann“, „Cote d´Azur“, „Kleine Lügen“, „Fahrrad fahr´n“, „Küssen kann man nicht alleine“, „Der perfekte Moment“ oder eben „Guten Tag, liebes Glück“ sind nachvollziehbar, als hätte man es selbst erfahren und nur nicht die richtigen Worte gefunden. Das übernimmt Max Raabe (und seine Mittexter) und schafft damit dieses Gefühl von Verbundenheit. Es ist die Kunst, dem Leben Spaß abzugewinnen und sich scheinbar leicht und locker über Pannen, Tiefs und Probleme hinwegzudenken. Leichte Kritik an Videoshow: Ein rundum gelungenes Konzert also. Und doch nicht ganz ohne leichte Kritik am Rande, wenn es um die neue Videoshow im Hintergrund geht. Sind die radelnden, sich durch die Waschanlage bewegenden Musiker noch recht amüsant, so wirken die Bilder faulenzender Kätzchen oder Comic-Anleihen völlig unnötig. Max Raabe "unplugged“ genügt.