Kriminalstatistik: Aufklärungsquote der Polizei Celle überdurchschnittlich

Hinter der Celler Polizei liegt ein erfolgreiches Jahr: Gut 71 Prozent aller Straftaten konnten die Ordnungshüter 2020 aufklären, sie liegen damit über dem niedersächsischen Durchschnitt (64,28 Prozent). „Bei allen Problemen im Zusammenhang mit Covid 19 blicken wir auf ein polizeilich erfolgreiches Jahr 2020 zurück“, sagte gestern Polizeidirektor Eckart Pfeiffer. Die Anzahl der registrierten Straftaten hat sich im Vergleich zu 2019 (11.806) auf 11.580 Fälle verringert. „Es lässt sich feststellen: Wir leben in Celle in einer sehr sicheren Region.“ Nichtsdestotrotz wurde Celle auch 2020 von einigen Verbrechen erschüttert, die über die Landkreisgrenze hinaus für Schlagzeilen sorgte. Celler Mordkommission klärte Messerattacke auf: Der Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit liegt im Bereich Diebstahl (25,6 Prozent), Rohheitsdelikte (21,8 Prozent) sowie Vermögens-und Fälschungsdelikte (16,2 Prozent). Insgesamt 17 Straftaten gegen das Leben (0,1 Prozent aller Straftaten) nehmen zahlenmäßig zwar marginalen Raum ein, erfordern jedoch ein hohes Maß an polizeilicher Manpower. Als Beispiel führt der Polizeidirektor den Messerangriff eines psychisch kranken Mannes auf Arkan und den ereignisreichen September 2020 auf, als sowohl der Raubüberfall auf den Juwelier in Innenstadt, als auch der Messerangriff am Harburger Berg für Aufsehen sorgte: „Es galt, drei Tötungsdelikte und ein versuchtes Tötungsdelikt, die innerhalb von zwei Wochen stattfanden, aufzuklären. Hier wurden zwei Mordkommissionen gegründet, die intensiv allen Spuren nachgegangen sind und zu einer Aufhellung der Taten beitragen konnten.“ Weniger Rohheitsdelikte als 2019: Die Fallzahlen bei Raub, Körperverletzung und Vergehen gegen die persönliche Freiheit sind im Vergleich zu 2019 (2590) leicht zurückgegangen (2523). Im Vergleich zu den Vorjahren, wo die Zahl stets unter 2000 Taten lag, sind die Zahlen jedoch auf einem insgesamt hohen Niveau. „Hinter dieser Steigerung verbirgt sich unter anderem ein Fall von Betrug im medizinischen Bereich. Hier bestand der Verdacht der Körperverletzung gegen Patienten in rund 400 Fällen. Diese werden seit 2019 in die Statistik aufgenommen“, erklärt Pfeiffer. Polizeipräsenz verhindert Straßenkriminalität: Der Trend der relativ niedrigen Fallzahlen in der Polizeiinspektion Celle hat sich fortgesetzt. Im Vergleich zum Jahr 2019 (1905 Fälle) ist die Anzahl der Taten im öffentlichen Bereich noch weiter gesunken: auf 1792 Fälle. Straßenkriminalität beinhaltet Straftaten, die sichtbar im öffentlichen Bereich wahrgenommen werden und das Sicherheitsgefühl der Bürger maßgeblich beeinflussen, beispielsweise sexuelle Belästigungen und Raubüberfälle. Der deutliche Rückgang der Straßenkriminalität der letzten 10 Jahre wird zurückgeführt auf vermehrte, sichtbare Polizeipräsenz. Weniger gemeldete Häusliche Gewalt trotz Corona: Die Anzahl der Delikte ist in diesem Bereich leicht gesunken auf 558 Taten (2019: 599). Nach wie vor gibt es ein großes Dunkelfeld in diesem Bereich, da die meisten Taten hinter verschlossenen Türen stattfinden und oft nicht zur Anzeige kommen. Schlag gegen Kinderpornografie: Die Fallzahlen im Bereich Kinderpornografie sind gestiegen, von 34 (2019) auf 44 Taten. Daniel Dahlke, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizei Celle, erklärt: „Die Aufklärung von Taten des sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie von Kinderpornografie waren 2020 ein Ermittlungsschwerpunkt und sind es auch 2021.“ So wurden im Februar 2021 17 Durchsuchungsmaßnahmen im Zusammenhang mit Kinderpornografie vollstreckt. Schwerpunkt auf Rauschgiftdelikte: Daniel Dahlke berichtet von einem Anstieg der Zahlen von 650 (2019) auf 819. „Mehr Kontrollen haben dazu beigetragen, dass auch mehr Straftaten ans Licht kamen. Der Ermittlungsdruck hat sich deutlich erhöht, die Bekämpfung des Rauschgifthandels steht für uns im Fokus.“ So wurden im vergangenen Jahr 3500 Cannabispflanzen sichergestellt und erst im Dezember vier Haftbefehle vollstreckt. Schon in den Jahren davor wurden mehr als 100 Kilogramm Drogen beschlagnahmt. Immer mehr Gewalt gegen Polizeibeamte: Mit 87 Angriffen verzeichnet die Polizei Celle einen Höchstwert (2019: 76). Im Jahr 2020 wurden 22 Beamten verletzt. „Eine Zunahme der Gewaltneigung Amtsträgern gegenüber ist generell spürbar.“, betont Eckart Pfeiffer. „Diese Entwicklung gibt Anlass zur Sorge.“ Corona verhindert Wohnungseinbruchdiebstahl: Der Trend des Rückgangs der Wohnungseinbrüche setzte sich im Jahr 2020 weiter fort. Angezeigt wurden nur noch 144 Fälle (2019: 240), davon 58 Versuchstaten. Dieser signifikante Rückgang ist auch auf die veränderten Verhältnisse durch Corona zurückzuführen. Dass immer mehr Einbrüche im Versuchsstadium stecken bleiben ist der erfolgreichen Präventionsarbeit im Bereich Einbruchsschutz zu verdanken Fahrraddiebstahl wird immer schwieriger: Die Anzahl der Taten ist rückläufig von 631 (2019) auf 517. Vor zehn Jahren wurden noch 1215 Fälle verzeichnet. Präventionsmaßnahmen, Fahrradregistrieraktionen und Beratungen zum Thema Sicherungseinrichtungen haben sich positiv ausgewirkt. Autodiebstahl in Celle unattraktiv: Die Anzahl der Fälle halbierte sich auf 25 Taten (2019:58). Dabei stieg die Aufklärungsquote auf 48 Prozent (2019:34,48 Prozent). Im Vergleich zu anderen Regionen stellt diese Zahl einen sehr niedrigen Wert dar. Stadt und Landkreis Celle sind für Autodiebe nicht attraktiv, weil eine Autobahn nicht in direkter Nähe liegt. Täter in diesem Deliktsfeld gehören oft Banden aus Osteuropa an. Auch Gewaltkriminalität geht wegen Corona zurück: Die Fallzahlen im Bereich Gewaltkriminalität sind im Vergleich zum Vorjahr (494) auf 408 gesunken. Die Aufklärungsquote ist dabei leicht angestiegen von 81,58 Prozent auf 82,60 Prozent. Hier spielt unter anderem auch die Pandemiesituation eine Rolle. Es gab 2020 aufgrund der Beschränkungen weniger Tatgelegenheiten wie Diskotheken- und Kneipenbesuche, in deren Folge es erfahrungsgemäß immer wieder zu Gewaltdelikten kommen kann. Straftaten gegen das Leben: Die Anzahl der registrierten Tötungsdelikte (dazu zählen auch Versuchstaten) ist von acht (2019) auf 17 angestiegen. Bundesweites Aufsehen erregte dabei der tödliche Messerangriff auf einen 15 Jahre alten Jungen im April 2020 durch einen psychisch kranken Mann sowie ein Raubüberfall auf einen Juwelier in Verbindung mit zweifachem Totschlag aus Notwehr im September 2020. Die Aufklärungsquote lag bei 82,35 %. Dabei wurden alle Kapitaldelikte aufgeklärt. Drei Vorgänge wurden mit unbekannter Täterschaft an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Dabei handelt es sich um allgemeine Verfahren im Zusammenhang mit ärztlichen Behandlungen, wo die Staatsanwaltschaft nunmehr prüft, ob überhaupt eine strafbare Handlung vorliegt. Weniger Körperverletzung: Insgesamt zählte die Polizei Celle 1733 Körperverletzungsdelikte (2019:1855). Das ist ein Rückgang von 6,5 Prozent. Im Jahr 2020 lag die Anzahl der leichten Körperverletzungen bei 1415 (2019:1494) und der gefährlichen/schweren Körperverletzungen bei 318 (2019:361). Rückgang bei Diebstahl-Delikten: Seit dem Jahr 2011 (5139 Taten) verzeichnet die Polizei Celle insgesamt einen Rückgang von 43 %. Im Jahr 2020 gab es insgesamt nur noch 2964 Diebstahlsdelikte – ein erneuter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (2019:3575). Internetkriminalität auf dem Vormarsch: In diesem Deliktsbereich sind die Taten um 40 Prozent auf 865 Taten angestiegen (2019:607). Straftäter nutzen die Verlagerung des Lebens (auch aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemie) in den digitalen Raum. An die Bürgerinnen und Bürger wird appelliert, hier auf mehr Sicherheit zu setzen. Dies kann durch den kritischen Blick bei Onlinekäufen, einen guten Virenschutz, sichere Passwörter und regelmäßige Backups erfolgen.