"Klimastammtisch" für neue Ideen im Umweltschutz in Celle

„Raus aus den fossilen Energieträgern“ – klingt fast nach Stammtischparole, oder? Ist es auch, denn unter diesem Motto hat sich der erste „Klimastammtisch“ der Celler Klimaplattform getroffen und den Gedanken freien Lauf gelassen, wie man in Celle neue Wege für Energiebedarf und mehr Umweltschutz gehen kann. Klimaplattform Anfang 2021 gegründet: Vernetzt sind die Celler Initiativen über die Klimaplattform bereits seit deren Gründung Anfang 2021, mittlerweile gehören rund 20 Gruppen aus Stadt und Landkreis dazu. Das soll der Stammtisch jetzt intensivieren. „Wir brauchen dringend mehr Transparenz, Vernetzung und Kommunikation in Klimafragen“, hatte Michael Weinrich, Sprecher der Celler Klimaplattform und Organisator des Stammtischs, vorab gefordert. Viele Initiativen im Landkreis Celle zusammenbringen: Und so hatten die 15 Teilnehmer sich im Hotel Leisewitz' Garten bei Bier, Saft oder anderen Erfrischungen versammelt. Jetzt, da es die gelockerten Corona-Maßnahmen wieder zulassen, gibt es offenbar viel Bedarf zum Austausch und Auf-den-neuesten-Stand-Bringen. Dafür wird die Vorstellungsrunde zu Beginn genutzt. „Ein Anliegen ist, da bin ich mit einigen Hermannsburgern in der Findungsphase, möglicherweise über eine Genossenschaft Photovoltaik voranzutreiben in unserem Ort“, sagt Torsten Misfeldt von der Bürgerinitiative Südheide. „Es gibt so viele Dächer, die eine tolle Lage haben und da ist keine Photovolkatik drauf – das könnte man forcieren. Es gibt ja viele Leute, die nicht in den Urlaub fahren konnten und nun vielleicht in eine Solaranlage investieren möchten“, so Misfeldt. E-Mobilität und Photovoltaik trifft auf breites Interesse: Joschka Denecke ist Vorsitzender der Initiative Greenhagen, die in Nienhagen E-Fahrzeuge als Car-Sharing und Rikschas anbietet. "Begeisterter E-Mobilist, begeisterter Photovoltaik-Mensch, und ich versuche gerade viel über Wärmepumpen zu lernen – ich suche momentan eine neue Heizung für zu Hause", sagt Denecke. Mit der Heizungs-Thematik dürfte Denecke nicht allein sein, gerade jetzt, da Coronakrise, Ukraine-Konflikt und Gasausstieg eine immense Bewegung in den Markt bringen. Umweltschutz braucht Projektmanagment wie in Wirtschaft: "Es muss politisch Druck rein. Es wird zu wenig schrittweise vorgegangen, es wird alles global gemacht. Es muss Projektmanagement rein, wie die Industrie das macht, das fehlt auf allen Ebenen. Ich kann da eine ganze Menge reinbringen, ich habe über zehn Jahre Betriebsprüfung gemacht für Großinvestoren", ist sich Helmut Heinemann sicher. Der 73-Jährige ist Maschinenbauingenieur und war in der US-Erdölindustrie und der Windenergiebranche tätig. Austausch bringt viel: Eigene Projekte vorstellen, schauen, was wo schon funktioniert oder auch was bereits auch weit über die Landkreis- oder Landesgrenzen hinaus umgesetzt wird. Dazu eine Portion Ingenieur-Wissen, etwas Betriebswirtschaftslehre und Erfahrung in der Politik. Es wird schnell klar, dass die Organisatoren um Weinrich mit diesem neuen Weg des Austauschs zufrieden sein können: Gesprächs-Flaute herrscht während des gut dreistündigen Treffens nicht. Teilnehmer wollen dabeibleiben: Es wird nicht der letzte Stammtisch bleiben, alle drei Monate will man sich künftig treffen, so die Idee. "Ich komme wieder, na klar", sagt Sabine Jantz vom Bund in Celle. "Es ist wichtig, dass es die Klimaplattform gibt, bei allen Diskussionen, die wir heute hatten. Wir haben Arbeit vor uns", sagt Annegret Pfützner, Mitglied im Kreistag für die Grünen. "Es war ein ganz guter Gedankenaustausch. Ich werde dabeibleiben", lobt Michael Huber, Beirat im Klimaausschuss des Kreistags. Auch Organisator Weinrich ist zufrieden: "Ich war sehr gespannt, wie viele Leute kommen würden. Für den Start war das sehr schön." Dass sich kreative Ideen und neue Ansätze selten einfach so übers Knie brechen lassen, weiß jeder, der schon mal in einer ewig langen Konferenz saß, deren Ergebnis auch eine zwei Sätze lange E-Mail hätte sein können. Freier Austausch, die Idee des Einen aufgreifen und weiterspinnen oder auch gesagt bekommen, wenn man sich gerade verrennt. Das alles in lockerer Atmosphäre, weg von Bringschuld, die Kreativität manches Mal im Keim erstickt. Das hat gerade auch beim Klimaschutz Potenzial, wenn Fachwissen und Engagement aus den Initiativen im Landkreis zusammentreffen. Und Otto-Normal-Celler kann und soll dazukommen, sei es, um sich auch zu engagieren oder nur um Tipps für die heimische Solaranlage zu bekommen, wenn die Wartezeiten bei Fachbetrieben und Energieberatern lang und länger werden. Aber: Nicht umsonst kam beim Treffen wie von selbst die Frage auf, wer denn eigentlich Protokoll führt und konkrete Ziele festhält. Den Balanceakt zwischen Kreativ-Ideen und Konkretem zu schaffen, ist dem Klimastammtisch zu wünschen – es täte Celle sicher gut!