Gütliche Einigung : BUND-Klage gegen Celler Ostumgehung vom Tisch

Mit Brief und Siegel – jetzt ist es amtlich: Die Weiterbau des Mittelteils der Celler Ostumgehung kann vorangetrieben werden, ohne dass Naturschützer den Straßenbauern noch mit Klagen einen Strich durch die Planung machen. Beide Seiten haben sich gütlich geeinigt: Der BUND-Landesverband Niedersachsen, der zuvor jahrelang gegen das Projekt prozessiert und so den Bau verzögert hatte, und die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) haben jetzt eine Vereinbarung über zusätzliche Maßnahmen zum Artenschutz unterzeichnet. So würden Artenschutzkonflikte, insbesondere für Fledermäuse, und weitere Eingriffe in Natur und Landschaft durch zusätzliche Maßnahmen minimiert und so weit wie möglich kompensiert, heißt es. Grundlagen für Bau geschaffen: "Mit dem Bau der Umgehungsstraße gehen unweigerlich Lebensräume teilweise seltener, gefährdeter Arten verloren", sagt BUND-Landesvorsitzender Heiner Baumgarten: "Durch die heute festgelegten, zusätzlichen Maßnahmen konnte der BUND erreichen, dass die Beeinträchtigungen für Fledermäuse und andere Arten der Wälder und Wiesen weitergehend verringert und ausgeglichen werden." Die Straßenbauverwaltung verpflichtet sich zu einer Erfolgskontrolle der insgesamt vier Fledermausbrücken und der Optimierung einer Fledermausbrücke bei Lachtehausen, deren Ausführung der BUND im Klageverfahren als unwirksam kritisiert hatte. Darüber hinaus werden umfangreiche Flächen zu naturnahen und artenreichen Lebensräumen entwickelt. "Mit dem Abschluss der Vereinbarung sind die Grundlagen für den weiteren Bau der Ortsumgehung Celle geschaffen", betont Günther Henkenberens, Präsident der Landesbehörde in Hannover. BUND hatte geklagt: Der Planfeststellungsbeschluss für den Mittelteil der Ostumgehung wurde im April 2016 vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg aus naturschutzrechtlichen Gründen für rechtswidrig erklärt, der Bedarf und die geplante Trassierung wurden jedoch vom Gericht nicht beanstandet. Der BUND hatte daraufhin im April 2019 Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss vom Februar 2019 unter anderem deshalb erhoben, weil er den Schutz von Fledermäusen für mangelhaft hielt. Alles für die Fledermaus: Als Ausgleich für die Zerschneidung von Flugrouten von Fledermäusen durch den Straßenbau soll jetzt beispielsweise der Kiefernforst im Waldgebiet Finkenherd auf einer Fläche von insgesamt 8,6 Hektar zu einem lichten Eichenmischwald mit Altbäumen umgebaut werden. Bis der Bestand ausreichend Höhlen als Fledermausquartiere aufweist, werden Fledermauskästen als Übergangsquartiere angeboten. Ein aus Naturschutzsicht besonders wertvoller Hartholz-Auenwald wird zukünftig dauerhaft aus der forstlichen Nutzung genommen. Uferbereiche mit Röhrichten, Staudenfluren und artenreichen Erlenauwäldern entlang der Lachte sollen durch gezielte Pflege zu insektenreichen Habitaten entwickelt werden. Neue Wiesen an der Aller: Dem Ziel, Fledermäusen ein verbessertes Nahrungsangebot zu bieten, dient auch die Entwicklung von Intensivgrünland zu artenreichen Mähwiesen auf fünf Hektar Fläche in der Allerniederung bei Altencelle. "Diese Aufwertung von Lebensräumen kommt direkt dem Fledermausschutz zugute: Viele streng geschützte Fledermausarten wie zum Beispiel die Bechsteinfledermaus sind bei der Nahrungs- und Höhlensuche auf naturnahe Wälder mit viel Alt- und Totholz und insektenreiche Habitate angewiesen", betont Baumgarten. Minister setzt auf Fortschritt: Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) freut sich, dass der Streit mit den Fledermausschützern nun endgültig beigelegt ist: "Mit der nun erzielten Einigung ist die Rücknahme der BUND-Klage zur reinen Formsache geworden und der Bau der B3-Ostumgehung auch aus rechtlicher Sicht nicht mehr gefährdet. Ich würde mich freuen, wenn wir uns künftig im Zusammenhang mit der Ostumgehung nur noch mit deren Baufortschritten befassen. Es ist das zentrale Infrastrukturprojekt für Celle.“

Gütliche Einigung - BUND-Klage gegen Celler Ostumgehung vom Tisch