Freiwillige Feuerwehr Celle: 374 Einsätze und mehr Mitglieder im Coronajahr

"Auch bei der Feuerwehr leben wir mit Corona", sagt Bernd Müller, Ortsbrandmeister der Hauptwache der Celler Feuerwehr. Normalerweise stünde jetzt die jährliche Hauptversammlung der Wehr an – doch was ist derzeit schon normal? Müller blickt "auf ein sicher nicht einfaches" Feuerwehrjahr 2020 zurück: Zu 374 Einsätzen wurden die Frauen und Männer gerufen, im Jahr davor waren es 389. Weniger Einsätze während des ersten Lockdowns: Während des Lockdowns im Sommer habe man ein Abnehmen der Einsatzdichte wahrgenommen, doch im Anschluss seien die Zahlen auch gleich wieder nach oben gegangen, so Müller: "Die Hauptwache am Herzog-Ernst-Ring wurde 256-mal gerufen, die Heesewache an der Fuhrberger Straße 121-mal und in Vorwerk hieß es 63-mal Alarm." Problemkind in der Heese: Außenwache zu klein: Dabei platze die Außenwache in der Heese aus allen Nähten. "Ein Fahrzeug steht bereits im Freien, doch für Politik und Verwaltung kommt eine Erweiterung nicht vor 2026 in Frage. Solange üben wir uns in Geduld", so Müller. Unter den bestehenden Hygieneregeln würden Fahrzeuge nur unterbesetzt und das Gerätehaus in kleinen Gruppen betreten: "Auch in Vorwerk sieht es ähnlich aus. Die Wache wird im Zuge des Neubaus der Ortsfeuerwehr Groß Hehlen nicht mehr bestehen bleiben, die Einsatzkräfte ziehen in die Hauptwache um." Steigende Mitgliederzahl bei Freiwilliger Feuerwehr: Sehr erfreulich sei die Entwicklung der Einsatzkräfte, berichtet Müller. "Trotz des eingeschränkten Dienstbetriebes – dieser lag nur bei etwa 50 Prozent – konnten auch neue Mitglieder aufgenommen werden. 179 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner versehen ihren ehrenamtlichen Dienst in der Hauptwache, drei mehr als im Vorjahr und immerhin 33 Einsatzkräfte mehr als vor zehn Jahren." Leider seien noch nicht alle eingekleidet und den Zügen zugeordnet, "Das wird in den nächsten Wochen erfolgen." Ortsbrandmeister Bernd Müller: Jugendliche brauchen Kontakte: Auch in diesem Jahr gebe es bereits weiteren Zulauf, so der Ortsbrandmeister: "Auch die Jugendfeuerwehr ist mit 42 Jugendlichen gut aufgestellt, doch hier leidet aufgrund der fehlenden Dienste die Motivation." Ähnlich wie im Schulbetrieb und im Sport fehle den Jugendlichen der Kontakt zu Freunden und Gleichgesinnten: "Auch bei der Altersabteilung fehlen die monatlichen Treffen und der Kontakt zu den Aktiven. Wie auch in der Gesellschaft allgemein, treffen diese Einschränkungen auch besonders das Ehrenamt Feuerwehr." Hohe Akzeptanz bei Arbeitgebern: Für die nächsten Jahre sieht sich der Ortsbrandmeister vorbereitet: "Wir sind gut aufgestellt, sowohl tagsüber als auch nachts stehen wir dank der Bereitschaft der Arbeitgeber, Feuerwehrleute freizustellen, schnell zur Verfügung. Die Motivation ist trotz vieler Einschränkungen sehr gut, und die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung unterstreicht die Bedeutung des Ehrenamtes in der Feuerwehr." Die Ausrüstung sei insgesamt in einem guten Zustand und trotz finanzieller Engpässe investiere die Stadt in Sachen Feuerwehr laufend. Tag der offenen Tür erst nächstes Jahr: Wie alle anderen Organisationen muss auch die Feuerwehr abwarten, welche Abnormalitäten die Pandemie noch mit sich bringen wird. Eines stehe allerdings leider schon fest, so Müller: "Der Tag der offenen Tür muss leider auf 2022 verschoben werden." Ihr seid immer sofort zur Stelle, wenn's brennt – und nicht nur das: Ob Verkehrsunfall oder vollgelaufener Keller, ob Kochtopfqualm, Krankentransport, Deichbruch oder Storchenküken in Not, ob Waldbrand oder Hilfeleistung bei Veranstaltungen: Immer, wirklich immer ist auf euch Verlass. Ihr seid da, wenn man euch braucht. In Zeiten, in denen viele Menschen nur noch an sich selbst denken, auf das Gemeinwohl pfeifen und es sich in ihrer Blase gemütlich machen, trainiert Ihr regelmäßig für den Ernstfall, seid 365 Tage im Jahr rund um die Uhr bereit, um anderen zu helfen – und das auch noch ehrenamtlich. Ihr nehmt Entbehrungen auf euch, rackert im Einsatz bis zum Umfallen. Was für ein Hobby! Ihr pflegt Gemeinschaft, integriert jeden, der mitmachen will, seid ein Bindeglied, ohne das Celle so viel ärmer sein würde. Und das nicht nur im übertragenem Sinne. Die Stadt könnte es sich gar nicht leisten, hauptamtliche Feuerwehrleute einzustellen, die das übernehmen, was Ihr im Ehrenamt so professionell leistet. In Zeiten, in denen alles durcheinander zu gehen scheint, seid Ihr gemeinsam einer der Felsen in der Brandung eines Meeres, das immer irrwitziger gischtet. Auf euch können wir jederzeit zählen. Deshalb möchte ich hier einmal stellvertretend für alle ein Wort an euch Celler Feuerwehrleute richten: DANKE! Danke für eure Arbeit. Danke, dass es euch gibt. Michael Ende