Finanzkrise an Klinik : AKH Celle: "Attraktiver Käufer" oder "unseriös"?

Die Selbstwahrnehmung und das Bild, was andere von einem haben, klaffen manchmal recht weit auseinander. Ein gutes Beispiel dafür ist das aktuelle Bieterverfahren für den Verkauf des Klinikums Peine. Während der Landkreis Peine und das Städtische Klinikum Braunschweig sich in einer nicht-öffentlichen Vorlage für den Peiner Kreisausschuss als „recht attraktiven Käufer“ bezeichnen, kann sich der Celler Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende des AKH, Klaus Wiswe, angesichts dieser Einschätzung wohl nur verwundert die Augen reiben. Denn die Bietergemeinschaft möchte für das Klinikum Peine nur einen Euro bezahlen und im Gegenzug Finanzhilfen in Höhe von etwa 40 Millionen Euro einstreichen. Wiswe hatte sich unlängst bereits öffentlich über das Angebot aus Peine/Braunschweig echauffiert. „Angesichts dieser Summe bezweifeln wir, dass hier ein ernsthaftes Interesse an der Übernahme des Peiner Klinikums besteht“, hatte der AKH-Aufsichtsratsvorsitzende erklärt. Ein Blick in die Vorlage verrät nun im Detail, warum andere Aufsichtsratsmitglieder wie Maximilian Schmidt die Offerte für „unseriös“ halten. Vertrauliche Vorlage: Folgende Eckpunkte des Angebots hat die Bietergemeinschaft formuliert: „Das Gesellschafterdarlehen in Höhe von 11 Millionen Euro wird nicht abgelöst, sondern wird als Zuschuss erwartet. Des Weiteren wird erwartet, dass der Landkreis Celle die 16 Millionen Euro, die er bisher als Liquiditätskredit in Aussicht gestellt hat, als Investitionszuschuss ohne Rückzahlungsverpflichtung der gGmbH zugutekommen lässt,“ heißt es in der Vorlage. Versehen mit dem Zusatz: „Anzumerken sei hier, dass das AKH mit dem Bieterkonsortium ohnehin einen recht attraktiven Käufer hat, da auch die VBL-Leistungen ohne weitere Gewährserklärung durch das AKH übernommen würden.“ Außerdem möchte man, dass das AKH sich daran beteiligt, die zu erwartenden Verluste der kommenden Jahre auszugleichen. Macht insgesamt etwa 40 Millionen Euro, die die Celler draufzahlen würden. Da könnten sie das Klinikum Peine auch gleich behalten. Wiswe will Geld zurück: Auf diese Offerte kann Wiswe sich nicht einlassen. Der Landkreis hatte seit Ausbruch der Finanzkrise am AKH die Klinikgruppe mit etwa 45 Millionen Euro unterstützt. Seine Marschroute für den Verkauf: „Ich habe immer gesagt, dass wir nicht um jeden Preis verkaufen. Bekommen wir kein akzeptables Angebot, dann verkaufen wir jetzt nicht. Für mich ist weiter Ziel, zumindest mittelfristig das Engagement des Landkreises auflösen zu können.“ Noch keine Nachbesserung: Wenn es die Bietergemeinschaft aus Peine und Braunschweig also wirklich ernst meint, müsste sie ihr Angebot nachbessern. Doch das ist bisher nicht geschehen, wie AKH-Sprecher Tobias Mull auf CZ-Nachfrage mitteilt. Signale von der Bietergemeinschaft in Richtung Celle habe es in dieser Richtung bisher nicht gegeben. Gravierender Investitionsbedarf: Das mag auch daran liegen, dass man seitens der Bieter meint, dass der Ball nun beim AKH liegt. So schreibt Thu Trang Tran, Sprecherin des Klinikums Braunschweig: „Wir befinden uns aktuell noch im laufenden Bieterverfahren und warten auf eine offizielle Reaktion durch das AKH Celle.“ Und auch Fabian Laaß, Sprecher des Landkreises Peine, geht davon aus, dass das AKH „gegebenenfalls für weitere Verhandlungen auf die Bieter zukommt und betont, dass das Angebot „unter substanzieller gutachterlicher Begleitung“ erstellt worden sei. Dabei sei vor allem ein gravierender Investitionsbedarf festgestellt worden. Uneinige Bietergemeinschaft: Möglicherweise fehlt der Peine/Braunschweig-Gruppe aber auch die finanzielle Substanz. Denn wie aus der Vorlage hervorgeht, ist nur einer der Partner bereit, Geld in die Hand zu nehmen – ein Punkt, der zwischen dem Landkreis Peine und dem Klinikum Braunschweig durchaus für Diskussionsstoff sorgt. Zitat aus der Vorlage: „Bei diesen Verhandlungen sind die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit sichtbar geworden, die sich vor allem daraus ergeben, dass das Städtische Klinikum Braunschweig nicht bereit ist, ein monetäres Risiko zu tragen, jedoch Geschäftsanteile in Höhe von 51 Prozent für sich beansprucht. Das Risiko für das Städtische Klinikum Braunschweig läge damit allein in der Geschäftsführung.“ Weitere Artikel zur Finanzkrise der AKH-Gruppe gibt es hier.

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