Finanzkrise am Celler AKH: Mitarbeiter sprechen von Heuchelei

Während am Celler Arbeitsgericht die ersten Kündigungsklagen verhandelt werden, melden sich die AKH-Mitarbeiter der Küche, Reinigung und Logistik zu Wort, die mit Beginn des kommenden Jahres in neu gegründeten Tochtergesellschaften die gleiche Arbeit für weniger Geld verrichten sollen. So sieht es das Sanierungsgutachten für die Celler Klinik vor. "Lange wurde uns geraten, zu schweigen und nicht unangenehm aufzufallen, damit wir die Verhandlungen zum Sozialplan nicht gefährden. Aus heutiger Sicht war das ein Fehler", heißt es in einem offenen Brief, den 46 der etwa 120 Mitarbeiter unterschrieben haben. Von Vorstand und Aufsichtsrat im Stich gelassen: Die Angestellten der so genannten tertiären Bereiche fühlen sich von Vorstand Martin Windmann und dem AKH-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wiswe im Stich gelassen. "Dem Aufsichtsrat sind die Mitarbeiter egal. Er möchte Zahlen haben", heißt es in dem Schreiben. "Herr Wiswe lobte die Mitarbeiter aus unseren Bereichen für die erbrachte Arbeit. Im selben Zeitraum teilten Windmann und Wiswe mit, dass wir für unsere Arbeit zu viel Geld verdienen würden. Eine schlimmere Ohrfeige kann es nicht geben." 500 Euro weniger Lohn: Die Mitarbeiter, die in ein paar Jahren Lohneinbußen von 500 Euro verkraften müssen, vertreten die Ansicht, dass durchaus genug Geld vorhanden sein könnte, um sie weiterhin nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes zu bezahlen, wenn in anderen Bereichen besser gewirtschaftet werden würde. "Wir dokumentieren lückenhaft, fehlerhaft oder gar nicht. Wir röntgen zu viel, die Liegedauer der Patienten ist zu lang und so weiter. Das hat sich bis heute nicht geändert. Wir beschäftigen Tag für Tag unzählige Honorarkräfte. Wir schmeißen das Geld weiterhin mit vollen Händen zum Fenster heraus und wir, die schon das geringste Einkommen haben, sollen diese Misswirtschaft ausbügeln", so der Wortlaut in dem Brief, der mit den Worten endet: "Vor einigen Jahren fühlten wir uns noch wertgeschätzt und Lob klang ehrlich. Heute ist es einfach Heuchelei." "Keine Alternative zur Ausgliederung": "Wir können den Unmut der betroffenen Mitarbeiter verstehen. Aber es gibt zu der Ausgliederung der tertiären Bereiche keine Alternative. Sie ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit und im vor allem auch von den Banken geforderten Sanierungsgutachten festgeschrieben", teilt AKH-Sprecher Tobias Mull mit. Tarife auf Pflegesätze ausrichten: Hintergrund seien die „nicht wettbewerbskonformen Tarifstrukturen“. "Denn die Kosten des bislang noch im AKH geltenden Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes bekommen wir über die Pflegesätze nicht refinanziert – die der künftig geltenden Dehoga- und Gebäudereinigertarife jedoch schon", erläutert Mull. Auf die Ausgestaltung der Pflegesätze habe man keinen direkten Einfluss. "Im Hinblick auf einen wirtschaftlichen Betrieb des AKH Celle müssen wir unser Handeln jedoch an eben diesen Pflegesätzen ausrichten und also die Tarifstrukturen anpassen. Andere Krankenhäuser und öffentliche Einrichtungen –auch in Celle – haben das übrigens schon längst getan", so Mull, der darauf verweist, dass man "zusammen mit dem Betriebsrat sozialverträgliche Übergangslösungen gestaltet" habe. Weitere Informationen zur Finanzkrise am AKH finden Sie hier.