Die Verwaltung des Landkreises Celle hat in den vergangenen Tagen immer wieder Verfügungen erlassen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen: zum Beispiel zu Schließungen der Gaststätten und zu Besuchsverboten. Auch Menschen mit ausländischen Wurzeln möchten sich daran halten, doch dazu müssen sie das Behördendeutsch erst einmal verstehen. Um den aktuell rund 2600 Menschen aus den Kriegsländern Syrien, Iran, Irak, Afghanistan, Eritrea dabei zu helfen, gibt es seit einigen Tagen bei Facebook eine Nachrichtengruppe für Geflüchtete, in wichtige Neuigkeiten in Arabisch, Farsi und Kurmanci übersetzt werden.
Birgit Nieskens hat die private Facebookgruppe ins Leben gerufen. Sie erzählt: „Da ich hier in der Celler Zuwanderungsagentur arbeite und viele Flüchtlinge persönlich kenne, habe ich mich einfach verantwortlich gefühlt.“ Die Kollegen aus der Zentralen Anlaufstelle seien auch darüber informiert, sie arbeiteten ja auch direkt mit den Menschen.
Nieskens beobachtet: „Ich nehme in der Bevölkerung die große Verunsicherung wahr und weiß, dass es den Geflüchteten da nicht anders geht. Zumal diese Probleme haben, unsere offiziellen Infos zu verstehen. Zwar sprechen die meisten inzwischen passabel Deutsch, aber Newsletter des Landkreises und der Stadt verstehen sie nicht.“ Viele Geflüchteten sorgten sich um Familien, in den von Corona stark betroffenen Heimatländern. Viele seien verunsichert, wie es weiter geht, weil keine Deutschkurse mehr stattfänden und die Arbeit in Gefahr seien, berichtet Nieskens. Eine Retraumatisierung könnte wieder zum Thema werden. Ein Problem seien auch die vielen möglichen Informationsquellen und Gerüchte im Internet. „Nur wenige nutzen ‚unsere‘ Kanäle, sondern schauen auf Youtube oder Facebook. Da gibt es viele Gerüchte und falsche Infos“, weiß die Bildungsmanagerin. „Die Schließung aller Beratungsstellen und Treffpunkte sind umso schlimmer für Menschen, die aus Kulturen kommen, wo soziale Kontakte noch viel wichtiger sind als bei uns.“
Syrer übersetzen ehrenamtliche Texte in Arabisch, Farsi und Kurmanci
Birgit Nieskens moderiert die Gruppe „Celler Corona News in Arabisch, Farsi, Kurmanci“. Sie prüft, was gepostet wird und teilt offizielle Texte. Da Videos und Animationen bei der Zielgruppe besser funktionierten, suche sie immer gute Beispiele wie etwa ein Video von „Quarks und Co“ zum Händewaschen oder von „WDRforyou“, nennt Nieskens. Übersetzt werden etwa Texte von AKH, Jobcenter und Arbeitsagentur derzeit ehrenamtlich von erfahrenen Syrern, die die Bildungsmanagerin kenne. „Da hilft sich die Community“, sagt sie.
Hilfen zum Deutschlernen in Zeiten von Corona
Es gibt bei Facebook zwei Untergruppen: Eine zum online Deutschlernen, da die Sprachkurse geschlossen sind und eine für Eltern mit Beschäftigungs- und Lernideen. Kurmanci hat Nieskens auch als Sprache aufgenommen für viele kurdische Migranten, die mitunter schon etwas länger in Celle leben. „Auch hier gibt es immer noch Leute, die noch nicht gut Deutsch verstehen“, so die Bildungsmanagerin. „Schön wäre es, wenn die Gruppe auch von Ehrenamtlichen genutzt würde.“ Übrigens wurde aus ähnlichen Gründen auch die alte Facebook-Gruppe „Celle hilft“ von Angela Hohmann
reaktiviert.
Es gibt auch Corona-Virus-Info-Flyer des Ethno-medizinischen Zentrums in 15 verschiedenen Sprachen gibt.