Erster Schnee in Celle: "Ahmet" bringt endlich mal ein bisschen Winter

Ahmet hat bewiesen, dass er Norddeutsch kann – sogar fließend. Und manchmal auch tröpfelnd. Das Winter-Tief kam über Nacht – allerdings nicht mit brachialer Schnee-Gewalt, sondern so zaghaft, wie man es im Celler Land gewöhnt ist. Aber vielleicht geht da noch was. Ein paar Grad zu viel: Und da soll es noch Leute geben, die behaupten, dass beim Klima ein paar Grad mehr oder weniger total egal wären. Stimmt nicht: Wäre es am Mittwoch nur ein paar Grad kälter gewesen, dann wäre das „Ahmet“ nicht zunächst als schmuddeliges Nieselregengebiet, sondern unter dem Gefrierpunkt sofort in voller weißer Pracht dahergekommen. Was bei Tageslicht nicht zu beobachten war, kam dann über Nacht aus Norden in Richtung Celle: Erst einzelne weiße Flocken, dann immer mehr Schnee. Bei Temperaturen knapp über Null Grad blieb der am Donnerstag allerdings nicht lange liegen. Piste leer: „Ski und Rodel schlecht“ hieß es deshalb auch auf Celles Hausberg am Schloss: Hier, wo in richtigen Wintern mit ordentlich Schnee die Rodler dicht an dicht den Hang hinunter sausen, herrschte gähnende Leere – unter Coronaschutz-Gesichtspunkten also alles gut. Keine Verkehrsbehinderungen: Genau so lief es auch im morgendlichen Berufsverkehr. Wäre der von Schnee, Eis, Schneematsch und Frost geprägt gewesen, hätte es zumindest unfreiwillige Rutschpartien, Blechschäden und Staus gegeben. Das sei zu Glück nicht geschehen, so Celles Polizeisprecherin Anne Hasselmann auf CZ-Nachfrage: Es sei „verkehrstechnisch überhaupt nichts“ passiert. Auf Räumeinsätze vorbereitet: Im Celler Rathaus hatte man sich auf mehr Schnee vorbereitet. „Der Winterdienst war heute Morgen im Einsatz, sowohl mit Schmalspur- als auch mit großen Fahrzeugen, und glättegefährdete Bereiche wurden abgestreut“, so die städtische Pressesprecherin Claudia Krause. Der städtische Räumdienst sei bei entsprechender Wetterlage werktags von 4.30 Uhr bis 22 Uhr für den maschinellen Einsatz und für den manuellen Einsatz werktags von 4.30 Uhr bis 19 Uhr in Rufbereitschaft. Im Einsatz seien fünf große und drei kleine Streufahrzeuge. Außerdem seien „Handkolonnen“ unterwegs, die Überwege und Bushaltestellen abstreuten. Salz ist genügend da: Auf dem Betriebshof an der Neuenhäuser Straße gebe es Kapazitäten für 400 Tonnen Salz, so Krause: „Für den bevorstehenden Winter stehen derzeit ausreichende Salzvorräte zur Verfügung.“ Angesichts der recht milden Temperaturen sei am Donnerstag „das große Chaos“ ausgeblieben: „Die Kollegen beobachten die Wetterlage natürlich weiter und es ist davon auszugehen, dass morgen früh wieder rausgefahren wird.“ Ob "Neymar"-Schnee besser fallen würde? Für Freitag und das Wochenende haben Meteorologen für den Raum Celle mehr Schnee und Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt vorhergesagt. Doch wer weiß, eventuell vermasseln wieder ein paar Grad mehr den Schneefans den Spaß. Vielleicht hätte man mit der Winterpracht mehr Glück, wenn man das nächste Schnee-Tief „Neymar“ nennen würde: Der fällt schneller und bleibt länger und spektakulärer liegen. Es ist weiß. Es ist kalt. Was ist das? Das Zeug, das jetzt vom Himmel rieselt, kennen wir norddeutschen Flachlandtiroler ja fast nur noch aus dem Fernsehen. Aber jetzt ist er endlich einmal da, der Schnee. Vor der eigenen Haustür ist er auch eine kleine Belohnung für all jene, die in Zeiten der Pandemie in den vergangenen Tagen vernünftigerweise zu Hause geblieben sind, anstatt sich in die Mittelgebirgs-Pistengaudi-Menschenmassen zu stürzen. Dabei ist die weiße Pracht etwas, das man möglichst entspannt genießen sollte. Sei es, wenn man sie aus dem Weg räumen muss, sei es, wenn man im Auto unterwegs ist. Da hilft es nichts, sich darüber zu echauffieren, dass nicht jede Straße zu jeder Zeit perfekt geräumt ist, obwohl man doch Steuern zahlt, oder dass der Vordermann „viel zu langsam“ fährt – wahrscheinlich setzt er nur auf Nummer sicher. Sich über Schnee aufzuregen, bringt nichts. Das gilt sowohl für die „Jetzt fahr doch“-Brüller am Steuer als auch für die Herrschaften von der AfD, denen der Schnee-Tief-Name „Ahmet“ ob seines Migrationshintergrundes netterweise so richtig weh tut, oder diejenigen, die sich fragen, wen sie eigentlich verklagen können, wenn zwischen Wuffis Klauen fiese Eisbällchen scheuern, sie beim Radeln auf spiegelblankem Eis die Radelle drehen oder wenn der gelbe Schnee komisch schmeckt. Locker bleiben ist da wie weißer Schnee: cool. Schnee ist in unseren Breiten ein seltenes Gut, über das man sich gerade in trüben Zeiten wie diesen idealerweise einfach mal freuen sollte. In ein paar Tagen ist er sowieso Schnee von gestern. Michael Ende