Dietmar Wischmeyer gastierte als Günther der Treckerfahrer in Celle

Er singt ein Loblied auf das Dorfleben und die beschauliche Sinnlichkeit des Bauern-Daseins. Das aber mit viel Humor und einem Blick hinter die Kulissen, der ab und an schon einmal recht deftig wird. Dietmar Wischmeyer gastierte als „Günther, der Treckerfahrer“ mit seinem Programm „Jahreshauptversammlung“ in der so gut wie ausverkauften Congress Union. Die CD-Kaserne hatte den Saal angemietet, um dem Ansturm der Fans gewachsen zu sein. Wischmeyer in Bestform: Einige Male war der Termin bereits verschoben worden. „Wahrscheinlich haben bei einigen die Großeltern noch die Karten gekauft, und jetzt sind die Enkel gekommen“, meinte Wischmeyer. Er wurde von „Heinz Vukovar and the Original Soundmachine Orchestra“ musikalisch begleitet, dem Alter Ego des Hannoveraners Dietrich Pinhammer. Tagesordnung wegen Finanzamt: Nach einem musikalischen Einstieg ging es dann auch so los, wie man es von einer Jahreshauptversammlung erwartet: die Verlesung der Tagesordnung. „Das muss so sein, wegen des Finanzamtes“, erklärte der Treckerfahrer, und kam zu Punkt zwei, der Ehrung der Verstorbenen. So war zu erfahren, dass die meisten der Verblichenen durch ihren Trecker ins Jenseits befördert wurden. "Früher war alles einfacher": Und auch ein Vortrag musste sein. „Dann kann jeder von Euch das heute Abend als Fortbildung von der Steuer absetzen.“ Er erzählte von der guten alten Zeit auf dem Dorf. „Da war alles noch ganz einfach. Der mit dem größten Land war CDU, wer die Kühe und Schafe füttert SPD, und wer sich mit allen angelegt hat, war alleine in der FDP.“ Aber dann wurde alles anders, die Städter drängten in die Dörfer. „Wenn in einem Dorf ein Weinladen aufgemacht hat, dann kannst du alles vergessen.“ Die Städter würden das Dorfleben völlig auf den Kopf stellen. Dorftypische Vereine: Es bekamen auch die dorftypischen Vereine ihr Fett weg. Sei es die Feuerwehr, die einen teuren Spritzenwagen bekommen haben, damit sie auch zum Brand fahren können und die Leute nicht mit ihren Feuern zu ihnen ins Spritzenhaus kommen müssen. „Und damit sie nicht auf die Idee kommen, ein zweites Fahrzeug kaufen zu wollen, hat der Gemeinderat die Zufahrt mit einer Mauer enger gemacht, damit nur ein Auto durchpasst.“ Schützen mit Trara: Die Schützen, die einmal im Jahr unter lautem Trara durch das Dorf marschieren, sind auch nicht wegzudenken aus der Gemeinschaft. „Die marschieren zu einem Haus, klettern auf eine Leiter und nageln einen bemalten Klodeckel an die Wand. Und der Besitzer kommt zum Dank mit einer Kiste Bier nach draußen.“ "Veganer sind noch schlimmer": Wischmeyer ließ wirklich gar nichts aus. Sei es das Fanfarenkorps, der Shanty- oder Gospelchor und was sonst noch im dörflichen Leben eine Rolle spielt. Auch Vegetarier und Veganer finden keine Gnade. „Die Veganer sind ja noch schlimmer, die essen ja auch keine Wurst. Wie werden die eigentlich satt?“ Hochzeiten nur dorfintern: Hochzeiten finden indes nur dorfintern statt. „Warum soll man Benzin verschwenden und ein Dorf weiter nach einer Frau suchen?“ Aus der Sicht eines Kindes vom Dorf gibt es auch viel zu erzählen. „Du bist immer benachteiligt, weil die Du mit dem Bus zur Schule fahren musst. „Und die Schule wurde von den Eltern nur ausgesucht, weil der Bus bis dahin fährt.“ Beim Schützenfest wird halt bis zum Augenstillstand gesoffen, bevor man am nächsten Morgen nach dem dritten Bier wieder vollständige Sätze sagen kann. Dorfleben derbe skizziert halt – aber letztlich jedem Wohnen in der Stadt vorzuziehen. Der kleine Tierfreund: Nach der Pause packte Wischmeyer unter dem lautstarken Jubel der Fans auch noch den “kleinen Tierfreund“ aus, bedauerte alle Tiere, die bei Regen keinen wasserdichten Mantel können tragen wie er. Mit Foto von Oliver Welke: Eine wichtige Rolle spielte auch die Musik. Da gab es eine eigenwillige Version vom „Haus am See“ von Peter Fox. Da wurde dann der „Güllesee“ daraus. Die Zeile „Ich habe 20 Ferkel und meine Sau ist schön“ sprach ebenfalls für sich. Kleines Gimmick am Rande: Bei den Worten „welkes Laub“ wurde kurz das Foto von Wischmeyers altem „Frühstyxradio“-Kumpel Oliver Welke eingeblendet. Wischmeyer kommt an beim Publikum, sein monotoner Erzählstil wird nie langweilig. Und als der Vorhang zuging, versprach er, auf jeden Fall wiederzukommen nach Celle.