Demo gegen AfD-Treffen : Mittwochs gegen Faschismus

"Unser Kampf für Klimagerechtigkeit ist gleichzeitig ein Kampf gegen den Faschismus": Celles Friday-For-Future-Kids (FFF) demonstrieren nicht nur freitags für den Klimaschutz oder gegen die türkischen Militäroperationen im Syrischen Kurdengebiet. Am Mittwoch haben sie gegen ein Treffen von AfD-Bundespolitikern in der Celler Congress Union protestiert. Man sei eine "offene und tolerante" Bewegung, so die FFF-Aktivisten: "Deshalb dulden wir keine gewaltsamen, rassistischen, nationalistischen, antisemitischen und andere diskriminierenden Positionen." Insgesamt gingen nach Polizeiangaben rund 105 Celler gegen den vom Celler AfD-Bundestagsabgeordneten Thomas Ehrhorn initiierten "Bürger-Dialog" auf die Straße. Sie skandierten immer wieder: "Ganz Celle hasst die AfD." Rund 120 Zuschauer im Saal: Drinnen, im Celler Saal der Congress Union suchten Ehrhorn und seine niedersächsischen Fraktionskollegen Jens Kestner, Waldemar Herdt, Dietmar Friedhoff und Armin-Paulus Hampel vor etwa 120 Zuschauern den Kontakt mit den Bürgern und berichteten von ihrer parlamentarischen Arbeit in Berlin. Ehrhorn hatte dort Anfang April für Aufsehen gesorgt, als er im Bundestag in Bezug auf KZs den Ausspruch „Wir sind uns einig, dass wirklich niemand in ein Konzentrationslager gehört“ mit einem „Aber“ verband. Historiker, Politiker und das Internationale Auschwitz-Komitee waren entsetzt über den Celler AfD-Mann. Der SPD-Politiker Ralph Stegner nannte Ehrhorns Rede „unerträgliche rechte Hetze. Solche Beiträge sind eine Schande für das Parlament." Ehrhorn hatte die allgemeine Empörung über seine Rede als „linke Propaganda“ abgetan. "Protest notwendig": Ehrhorn habe die NS-Opfer „verhöhnt“ und das Grauen in den Nazi-Todeslagern „verharmlost, so Celles Grünen-Kreisvorsitzende Marlies Peters: „Solange die AFD sich nicht vom rechten Rand distanziert und die Rechte aller Menschen auf der Welt und den Schutz unseres Klimas als schützenswert ansieht, solange ist der öffentliche Protest gegen deren Treffen notwendig.“ "Wir haben keine Klimakatastrophe": Im Saal sagte Ehrhorn: "Wir haben keine Klimakatastrophe": Es gebe aber einen "marxistischen Kulturkampf", der die Gesellschaft dramatisch zu verändern drohe. Es gelte den "totalen Niedergang" der BRD zu verhindern. So wie in Celle als "Faschistenpack" beschimpft zu werden, sei für ihn "auch eine Bestätigung", meinte Herdt: "Die Leute da draußen haben den Verstand verloren." "Ihr wisst gar nicht, wovon ihr sprecht": Als ein FFF-Aktivist Friedhoff fragte, ob er FFF überhaupt kenne, antwortete der AfD-Politiker, dass die FFF-Bewegung aufpassen müsste, nicht "links verschluckt" zu werden: "Ihr wisst gar nicht, wovon ihr sprecht. Geht mal in euch. Guckt mal, wer da neben euch steht: Das sind Antifa-Truppen, die da auf euren Zug aufspringen." Demo-Omas mit dabei: Unter den Demonstranten vor der Congress Union waren auch einige „Omas gegen Rechts“, die fernab von städtischen Aufstell-Reglementierungen ihren „Freilauf“ genossen. „Wenn die Rechten hier schon in unserer städtischen Congress Union Hof halten dürfen und die Stadt das schulterzuckend einfach so erlaubt, dann wollen wenigstens wir Bürger sagen, dass wir nichts davon halten, wenn Rechtsextreme mitten unter uns Demokraten so ungeniert auf Stimmenfang gehen können“, so eine der Demo-Omas. "Vorweihnachtsmänner": Der Celler „Die Partei“-Ratsherr Dirk Gerlach, der zur ebenfalls Demo aufgerufen hatte, hatte die AfD-Politiker mit Schoko-Weihnachtsmännern verglichen – außen bunt, innen braun und ziemlich hohl: „Alte weiße Männer und Weihnachten – passt eigentlich ganz gut. Doch anstatt Geschenke bringen die blauen Vorweihnachtsmänner dieses Jahr in Celle ihr braunes Gedankengut unters Volk. Und das leider nicht in Form von Schokolade.“ Nach der Demo ist vor der Demo: Die nächste Protestaktion gegen vorweihnachtliche faschistische Umtriebe findet am Samstag, 21. Dezember, in Eschede statt, wenn dort die rechtsradikale NPD marschiert. Das Celler Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus will eine Gegendemonstration organisieren.

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