DLRG Ortsgruppe Celle testet Tauchdrohne im Badeland

Die beiden kleinen Schrauben drehen ordentlich auf, im Wasser bilden sich zwei Wirbel. Wendig wie ein Delfin saust der grau-schwarze Schwimmer empor und durchbricht die Wasseroberfläche. Auf dem Gesicht von Stefan Dannenberg, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe, steht ein breites Grinsen. Geschwindigkeit überrascht die Retter: "Das ist schon ordentlich", sagt Dannenberg. Der Tauchroboter ist nicht nur flott unterwegs, das technische Wunderwerk kann noch einiges mehr und wird in Zukunft der DLRG bei der Suche nach Vermissten oder Gegenständen im Wasser helfen. Für einen ersten Übungsabend wurde der Freischwimmerbereich des Badelands zur Teststrecke für die Tauchdrohne "DTG3" des Herstellers Deep Trekker. Nebeneffekt der Übung im Freibad: Im klaren Wasser sieht man genau, wie sich der DTG3 bewegt – hilfreich für den Start. "Er hat auch verdammt helle Scheinwerfer", freut sich Dannenberg. Der Ring aus durchsichtigem Kunststoff, der sich einmal um die Mitte des Tauchroboters zieht, erlaubt den Blick ins Innere mit Platinen und Elektrobauteilen. Für Technikfans interessant, klar. Aber so hat auch die hochauflösende Farbkamera im Inneren rundum freie Sicht, die ihr Bild live an die Fernbedienung überträgt. Drohnen-Kamera liefert Live-Bild unter Wasser: "Er ist immer kalibriert und will nach vorne gucken. Äußerst charmant ist auch, dass man beide Ansichten hat: wie sich das Gerät unter Wasser verhält, aber auch, dass man es von außerhalb sieht", sagt Dannenberg. Die Technik ist durchdacht: Die Kabelfernbedienung ist über eine 100 Meter lange gelbe Leine mit dem Roboter verbunden, die Leine schwimmt. So sieht der Pilot anhand der Leine, wo im Wasser sich die Drohne befindet. Vorsicht ist trotzdem geboten, damit man sich nicht im Ernstfall mit der Leine verheddert oder verknotet. "Da braucht es Kabelmanagement, dafür sind die Bedingungen hier im Bad natürlich ideal. Im offenen Gewässer können wir das ja so nicht gewährleisten für die ersten Fahrstunden", sagt Fabian Wolff, Einsatzleiter der Ortsgruppe. Auch wer das Gamepad einer Spielekonsole gewöhnt sei, hat einen Vorteil, ist sich Danneberg sicher. Greifarm ist vielfältig einsetzbar: Neben der Suche per Kamera und Lampen unter Wasser ist der kräftige Greifarm in der Mitte. Mit dem kann sich die Tauchdrohne etwa an einem gesuchten Objekt im Wasser festklammern. Der Einsatztaucher kann sich so von der Leine dorthin leiten lassen. Kleinere Gegenstände, wie etwa weggeworfenes Diebesgut, könnte die Drohne sogar selbst für die Polizei bergen. "Für die Titanic reicht es nicht. Aber da kann man schon echt vernünftig mit arbeiten", sagt Dannenberg. "Es ist sehr speziell, man muss für den Einsatzfall Fahrpraxis haben. Eine gewisse Affinität und Motivation für das Gerät muss man schon mitbringen", so Wolff. Die ist Dannenberg, Wolff und auch Lehrtaucher Björn Weimann anzumerken. Die Fernbedienung wandert von Hand zu Hand. Vier Joysticks steuern die Drohne und die Kamera im Innern, etliche Tasten lösen eine Reihe Funktionen aus. Viel auf einmal. "Es hilft, wenn man räumliches Vorstellungsvermögen hat und Erfahrung mit Drohnen oder Modellfliegern", ist sich Weimann sicher. Auf dem Display erscheinen neben der Sicht der Drohne auch Messdaten wie Wassertemperatur, Neigungswinkel, Tiefe oder Himmelsrichtung aufs Grad genau. Auf Wunsch hält die Drohne sogar selbstständig die Höhe im Wasser. Drohne über Crowdfunding-Plattform der Celler Stadtwerke finanziert: So viel technische Ausstattung kostet. 21.000 Euro verlangt der kanadische Hersteller für sein Wunderwerk. 16.000 Euro kamen aus eigenen Mitteln, die restlichen 5000 Euro hatte die Ortsgruppe Anfang des Jahres über die Crowdfunding-Plattform der Stadtwerke finanziert – und nicht nur das. Die Unterstützer waren so spendabel, dass 561 Euro mehr in der Kasse landeten als für die Drohne benötigt. Die kann die Ortsgruppe trotzdem gut gebrauchen. Denn die ebenfalls im Frühjahr gegründete Facheinheit "Technische Unterwassersuche", in der auch der Tauchroboter eingesetzt wird, benötigt zusätzliches Material, wie etwa einen akkubetriebenen Monitor für die Drohne, Schwimmwesten und persönliche Ausrüstung wie Stiefel und Kleidung. Ein Sonarboot ist bereits im Einsatz, die Drohne verstärkt die Crew. Dabei wird gerade der Extra-Monitor helfen. "Wenn man die ganze Zeit steht und konzentriert aufs Bild schaut, strengt das an", sagt Dannenberg. "Wir erwarten einfach von dieser technischen Hilfe, dass wir schneller zum Erfolg kommen", so der Vorsitzende. Denn ein Taucher ist nicht zu ersetzen, aber die Tauchdrohne kann ihn unterstützen – wenn es auf jede Sekunde und ein Menschenleben ankommt.