Corona-Lockdown: Celler Geschäftsleute und Gastronomen leiden

Der Dezember ist traditionell der umsatzstärkste Monat im ganzen Jahr. Umso entsetzter zeigten sich viele Geschäftsleute und Gastronomen, als die Bundesregierung den zweiten Lockdown beschloss. „Seit Anfang November hatte ich einen Umsatzverlust von achtzig Prozent“, berichtet Renate Dziamski, Inhaberin des Geschäfts „Helene Schiffers“ in der Mauernstraße. „Ich glaube, dass dies schon alles aussagt. Es war mein schlechtestes Weihnachtsgeschäft aller Zeiten.“ Corona hält Touristen fern: Dziamski hat die unverhoffte Freizeit während des ersten Lockdowns genutzt, um einen aufwändigen Online-Shop aufzubauen. Zusätzlich schaltete sie Werbung in Zeitschriften und Magazinen. Doch der Erfolg lässt bis heute auf sich warten. „Ich konnte nur eine handvoll neue Bestellungen auf diesem Weg generieren“, sagt sie. „Meine Hauptkundschaft sind halt einfach die Touristen aus dem In- und Ausland. Und die sind größtenteils weggefallen.“ Lockdown-Verlängerung wäre Katastrophe: In ihren Augen wäre die derzeit diskutierte Verlängerung der Zwangsschließung über den 10. Januar hinaus "eine Katastrophe". „Die Stadt sollte den kleinen Läden, Restaurants und der Kultur den Rücken stärken“, findet Dziamski. Das sei nötig, damit „diese schöne Stadt überhaupt überleben kann.“ Die Geschäftsfrau stört sich daran, dass große Ketten wie Müller oder Rossmann weiterhin geöffnet haben dürfen: „Die dürfen tagtäglich hunderte Kunden empfangen und ich mit meinen fünf bis zehn Kunden pro Tag muss trotz funktionierendem Hygienekonzept dicht machen. Das kann ich dann schwer nachvollziehen.“ Social Media als Werbeplattform: Ein wenig optimistischer betrachten Tabea und Andreas Sprenger, Inhaber der „Allernixe“, die derzeitige Lage. „Wir als Start-Up haben ja nun noch nicht den langjährigen Vergleich. Wir sind einfach dankbar, dass wir überhaupt ein Weihnachtsgeschäft haben konnten.“ Die Beiden hatten mit Schließung der Läden vermehrt über verschiedene Social-Media-Kanäle für einen kontaktlosen Liefer- und Abholservice geworben. Mit Erfolg. „Wir hatten zahlreiche Bestellungen in der Vorweihnachtszeit“, erzählen sie. Sie wollen den Lieferservice auch über den Januar hinaus beibehalten. Schöne Momente dank Onlineshop: Die ungewohnte Situation hatte für die Unternehmer auch schöne Überraschungsmomente parat. „Es gab durchaus rührende Geschichten“, erzählen sie. „Über unseren Online-Shop haben auch ‚Exil-Celler‘ Geschenke für ihre in Celle lebenden Eltern bestellt. Versehen mit einer persönlichen Nachricht haben wir die als Geschenk verpackte Bestellung kontaktlos ‚für die besten Eltern der Welt‘ geliefert. Das waren schöne Momente.“ Weihnachtsmenü-To-Go in Gastronomie: Die Coronakrise stellt nicht nur die Celler Geschäftsleute vor Probleme, sondern auch die Gastronomen. Auch für sie gilt: Das Weihnachtsgeschäft ist die wichtigste Phase im Jahr. „Natürlich sind wir überhaupt nicht glücklich mit der gegenwärtigen Situation“, meint Roger Burkowski, Inhaber des Hotels „Zur Heideblüte“ in Hambühren. „Aber wir gehören nicht zu der Sorte ‚Trübsal blasen und mal sehen was kommt‘. Wir haben von Anfang an zugesehen, dass wir uns Alternativen schaffen.“ Über die Festtage bot Burkowski ein „Weihnachtsmenü To Go“ an. „Wir haben das Essen hier vorgekocht, luftdicht verpackt, sodass die Kunden Gänsebrust oder Entenbrust nur noch im Wasserbad erwärmen mussten. Das kam gut an. Viele unserer Gäste haben gesagt, dass sie es toll finden, dass hier weiterhin Bewegung ist und wir uns nicht hängen lassen. Unser Motto ist: Machen was geht und das Beste aus der Situation machen.“ Erst Solidarität, dann Dankbarkeit: Eine Einstellung, die auch Sven Hütten, Inhaber des Altenceller Restaurants „Allerkrug“, teilt. Auch er bietet ganze Menüs zum Mitnehmen an. „Anfangs hatte ich das Gefühl, dass viele Gäste aus Solidarität bei uns bestellt haben. Aber das ist in meinen Augen verpufft“, berichtet er. „Jetzt sehen sie einfach die Möglichkeit gutes, festliches Essen zu bekommen und sind dafür doch sehr dankbar.“ Das To-Go-Geschäft läuft Hüttens Beschreibung nach gut: „Wir können uns nicht beklagen, unser Angebot wird wirklich gut angenommen“, sagt er. Mit verantwortlich dafür sei unter anderem auch der gute Standort. „Hier können die Kunden aus dem Auto springen, das Essen holen und direkt im Kofferraum verstauen. Das stelle ich mir in der Innenstadt mitunter schwieriger vor.“ Für einen Umsatzeinbruch sorgt deshalb in erster Linie nur der fehlende Getränkeverkauf vor Ort. „Das Geld fehlt uns natürlich, das können wir mit Außer-Haus-Verkauf nicht auffangen. Aber im Großen und Ganzen sind wir den Umständen entsprechend sehr zufrieden.“