Celler Weihnachtsmarkt: vegan, halal und ohne Plastik

Fettige Bratwurst und Schmalzgebäck, sprittiger Glühwein, hier und da auch Kunststoff-Tand – das Angebot auf dem Celler Weihnachtsmarkt ist nicht nach jedermanns Geschmack. Das solle sich ändern, fordert die Fraktion WG/Die Partei im Celler Stadtrat und ist damit nicht allein. Auch die CTM arbeitet seit längerem am "Weihnachtsmarkt 2.0" mit einem zeitgemäßen Angebot: auch vegan und halal und mit noch weniger Plastik. "Umdenken des Konsumverhaltens": Die Corona-Pandemie habe verdeutlicht, dass die bisherige „Normalität“ nicht nur eine Ursache des Problems sei, sondern ebenso hinderlich dabei sei, damit umzugehen, so Dirk Gerlach ("Die Partei"). "Ein Umdenken des Konsumverhaltens ist aus ökologischer, ökonomischer und auch aus struktureller Sicht eine notwendige Konsequenz." Konkret denkt Fraktionsvorsitzender Torsten Schoeps (WG) an den Weihnachtsmarkt. Der Politiker fordert in einem aktuellen Rats-Antrag bei sämtlichen städtischen Veranstaltungen ein generelles Kunststoffverbot. In Kassel bekomme man das auch hin, so Schoeps. Auch vegan und halal: Veranstalter und Gastronomen sollten unter ökologischen und klimaneutralen Aspekten ausgewählt und regionale Anbieter bevorzugt werden. Außerdem sollten auch auch Anbieter einbezogen werden, die primär vegetarische oder vegane Produkte anbieten, so Gerlach: "Entsprechende Produkte, die auch Muslimen den Verzehr erlauben, werden mit einem Halal-Siegel gekennzeichnet." Außerdem sollten Mülltonnen für die Abfalltrennung aufgestellt werden: "Sauberkeit, Klimaneutralität und Ökologie sollen von der Stadt zentral beworben und integrativer Bestandteil des Weihnachtsmarktkonzeptes sein." Angst vor zweiter Corona-Welle: Es sei wichtig, im Corona-Jahr wenigstens den Weihnachtsmarkt als letztes der großen Veranstaltungsformate noch zu retten, sagt Michael Bischoff, Aufsichtsratsvorsitzender der Celle Tourismus und Marketing GmbH (CTM): "Ob er allerdings in der bekannten Art und Weise durchgeführt werden kann, hängt vom weiteren Verlauf der Epidemie und der Frage ab, ob wir mit Beginn der kalten Jahreszeit mit einer zweiten Erkrankungswelle leben müssen. Träte Letzteres ein, kann ich mir als Arzt einen Weihnachtsmarkt mit fröhlicher Glühweingeselligkeit nicht vorstellen – und bekanntermaßen ist auch der Biss in Bratwurst oder Waffel mit Mundschutz schwierig." CTM "durchaus aufgeschlossen": Hätten Schoeps und Gerlach das Gespräch mit ihrem Gruppenpartner Bernd Zobel (Grüne) oder CTM-Geschäftsführer Klaus Lohmann gesucht, wären sie überrascht gewesen, wie weit die in ihrem Antrag formulierten Ziele bereits erreicht seien, so Bischoff: "Der Gedanke der Nachhaltigkeit beeinflusst ganz maßgeblich auch unsere Veranstaltungsformate. Regionale Anbieter mit regionalen Produkten, Marktstände aus nachwachsenden Rohstoffen, Ökostrom, Verwendung von Mehrweggeschirr, Mülltrennung und -vermeidung sind bereits seit mehreren Jahren wesentlich Standards und Qualitätsmerkmale unseres Weihnachtsmarktes." Auch Vielfalt in jeglicher Richtung präge das Marktgeschehen. "Daher ist die CTM gegenüber einer weiteren Diversifikation des Speisenangebots durchaus aufgeschlossen." Diskussion gefordert: "Vorschläge zu einer nachhaltigen Stadtpolitik im Veranstaltungsbereich sind angesichts des Klimawandels sehr zu begrüßen.", sagt Zobel als stellvertretender CTM-Aufsichtsratschef. Einige der im Antrag erhobenen Forderungen seien bereits Praxis: "Fehlendes Plastikgeschirr, Mehrwegbecher, Massivholz-Bauweise der Stände, regionale Betreiber und Produkte sowie ordnungsgemäße Müllentsorgung bestimmen den Weihnachtsmarkt." Es gebe aber noch "Luft nach oben", so Zobel. "Eine Diskussion des Antrages im Wirtschaftsausschuss ist hinsichtlich der nachhaltigen Gestaltung städtischer und privater Feste und Events aber begrüßenswert, denn der Weihnachtsmarkt ist nur eine von vielen Veranstaltungen in der Stadt."