Celler Infrastruktur im Kampf gegen Corona für Omikron-Welle gewappnet

Wissenschaftler erwarten den Scheitelpunkt der sich steil aufbauenden Omikron-Corona-Welle Mitte Februar. Welche Auswirkungen wird das für das öffentliche Leben der Menschen haben, wenn sehr, sehr viele Menschen erkranken? Kommt dann noch die Feuerwehr, gibt es genug Pflegepersonal, funktionieren die Behörden, die Strom- und Wasserversorgung und die Müllabfuhr? Ausfälle in der so genannten „Kritischen Infrastruktur“ könnten zu erheblichen Versorgungsengpässen, zu Gefährdungen der öffentlichen Sicherheit oder zu vergleichbaren Folgen führen. Es ist Aufgabe der Betreiber Kritischer Infrastrukturen – seien es Unternehmen oder Behörden –, für einen sicheren und zuverlässigen Betrieb ihrer Anlagen und Einrichtungen zu sorgen. In Celle wappnen sich die Verantwortlichen, so gut es geht. Freiwillige Feuerwehr Celle hat Notfallpläne: „Die Feuerwehren in Celle sehe ich gut vorbereitet“, sagt Stadtbrandmeister Kai-Uwe Pöhland: „Neben der Tatsache, dass nahezu alle Feuerwehrangehörigen vollständig geimpft oder sogar geboostert sind, spielt eine konsequente Vermeidung nicht zwingend notwendiger Kontakte sowie die Kontaktdokumentation eine große Rolle. So bleibt eine Infektionsweitergabe über mehrere Personen innerhalb der Feuerwehr unwahrscheinlich.“ Daneben können die Ortsfeuerwehren auch Aufgaben der Nachbar-Ortsfeuerwehren übernehmen. Auch das THW würde notfalls einspringen. Pöhland: „Dies kann zwar zu einer etwas verzögerten Einsatzzeit führen, die nach aktueller Einschätzung jedoch nicht kritisch werden sollte.“ Polizeidirektion Lüneburg setzt auf Sicherheit: Die Polizeidirektion Lüneburg, zu der auch die Polizeiinspektion Celle gehört, habe einen Pandemieplan mit diversen Hygiene- und Schutzmaßnahmen aufgestellt, der zur Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit in allen Dienstbereichen umgesetzt und ständig aktualisiert werde, so Polizeisprecherin Birgit Insinger. Vor dem Hintergrund der rasanten Verbreitung der Omikron-Variante sei eine Verschärfung der Schutzmaßnahmen erfolgt: „Dazu zählen beispielsweise eine FFP2-Maskenpflicht in allen Dienstbereichen, die sogenannte Kohortenbildung – im Streifendienst wird beispielsweise darauf geachtet, grundsätzlich immer die gleichen Besatzungen einzusetzen –, die Durchführung von regelmäßigen Antigen-Selbsttests, eine Einzelnutzung von Büros sowie eine vermehrte Nutzung des Mobile-Working-Angebotes.“ Die Einsatzfähigkeit der Polizei sei zu jedem Zeitpunkt gewährleistet. AKH Celle könnte OPs verschieben: Das Allgemeine Krankenhaus habe für unterschiedliche Szenarien spezielle Pläne entwickelt, um für die verschiedensten Situationen vorbereitet zu sein, sagt AKH-Sprecher Tobias Mull. "Für alle Bereiche und Kliniken gibt es dabei unter anderem sogenannte "Ausfallkonzepte“. Diese seien so gestaltet, dass jederzeit Anpassungen an aktuelle Entwicklungen möglich seien: „Bei einer Reduzierung der Belegschaft – etwa wegen einer hohen Anzahl an Beschäftigten in Quarantäne – greifen Priorisierungsmaßnahmen je nach Behandlungs- und Pflegebedarf der Patienten. In der aktuellen Pandemiesituation gibt es zusätzlich die Möglichkeit, dass Teile der Belegschaft auch ohne direkten Patientenkontakt arbeiten können.“ Eine medizinische oder pflegerische Diagnose könne notfalls auch aus der Ferne – in Quarantäne – erfolgen. Ein wichtiges Steuerungsinstrument in Ausnahmesituationen sei auch das Verschieben von Eingriffen, die nicht zwingend lebensnotwendig seien, so Mull: „Durch Anpassungen bei diesem sogenannten Elektivprogramm könnte, bei einer hohen personellen Ausfallquote wegen Omikron, der Personalbedarf insgesamt reduziert werden oder Personal auf andere Bereiche verteilt werden, um dort einer angespannten Lage begegnen zu können.“ Oberstes Ziel sei dabei stets, dass jederzeit notwendige lebensrettende Notfall-Eingriffe durchgeführt werden könnten. Safety first in Arztpraxen: In den Arztpraxen in Stadt und Land gehe es in erster Linie um Maßnahmen zur Reduktion des Infektionsrisikos, so Dr. Ralf Aring, Kreisstellensprecher der Kassenärztlichen Vereinigung: „Medizinische Fachangestellte und Ärzte werden regelmäßig per Abstrich getestet, das gesamte Personal ist geimpft und geboostert.“ Hinzu kämen Desinfektionsmaßnahmen schon beim Betreten der Praxis: „Zutritt nur mit Impfung oder aktuellem negativen Test und FFP-2 Maske für Patienten und Personal. Ungeimpfte Patienten müssen sich vor der Behandlung einem Schnelltest unterziehen.“ Abfallweckverband setzt auf Flexibilität: Beim Abfallweckverband könne man flexibel auf neue Lagen reagieren, so Geschäftsführer Tobias Woeste: „Die Arbeit für die Mitarbeiter im operativen Bereich in den Entsorgungsanlagen und bei der Müllabfuhr wurde so organisiert, dass enge Kontakte möglichst vermieden werden. Dies wird durch einen versetzten Schichtbeginn, Arbeit in festen Teams und festgelegte Laufwege erreicht. Im Fall von auftretenden Infektionen ist daher die Anzahl an Kontaktpersonen in der Regel als sehr gering anzunehmen.“ Sollte es dennoch zu massiven Ausfällen kommen, bestehe die Möglichkeit, zunächst die Sperrmüllabfuhr, Teile des Containerdienstes, den Behälterservice personell herunterzufahren, ohne den Kernbereich, die Müllabfuhr, zu beeinträchtigen, so Woeste: „Wir gehen davon aus, dass wir so Ausfallquoten von bis zu 30 Prozent kompensieren könnten. Sollte auch das nicht ausreichen, würde die Abfuhr der Altpapiertonnen gedrosselt, um ultimativ die Leerung der Bio- und Restabfalltonnen aufrechtzuerhalten.“ Motiviertes Personal als solide Basis: Um möglichen Personalausfällen entgegenzuwirken, habe man bereits im März 2020 für die Stadtentwässerung Celle einen Pandemieplan aufgestellt, sagt Betriebsleiter Michael Martin. Wichtigste Maßnahme sei derzeit die Aufteilung der Beschäftigten in den Bereichen Klärwerk und Kanalbetrieb in zwei organisatorisch und räumlich getrennt arbeitende Gruppen: „Somit ist bei einer angeordneten Quarantäne für eine Gruppe die andere Gruppe weiter einsatzfähig und kann den Betrieb aufrechterhalten.“ Diese Gruppe könne nochmals aufgeteilt werden, um dann einen Notbetrieb zu gewährleisten: „Als weitere Alternative müssten sogenannte Spezialisten über Fremdfirmen beauftragt werden. Einfache Tätigkeiten könnten durch die Unterstützung von Personal aus anderen städtischen Betrieben erledigt werden.“ Martin: „Und ja, wir werden die Herausforderung bewältigen, weil wir motiviertes Personal haben und bereits seit zwei Jahren der Pandemie unter erschwerten Bedingungen trotzen.“ Energieversorgung gesichert: „Oberstes Ziel ist es, den Betrieb unserer Energienetze sowie die Energie- und Wasserversorgung aufrechtzuerhalten“, sagt SVO-Sprecher Thomas Hans: „Wir sind gut aufgestellt und auf viele Szenarien vorbereitet, auch Omikron ist in unseren Planungen berücksichtigt.“ Konzentration auf Kernaufgaben: „Die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser werden wir weiterhin sicherstellen, jedoch die dafür erforderlichen Tätigkeiten auf ein Mindestmaß reduzieren“, erläutert Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Edathy: „Das heißt Tätigkeiten, die nicht zwingend zur Erfüllung der Kernaufgaben notwendig sind, würden gegebenenfalls vorübergehend ruhen gelassen.“ Die Mitarbeiter seien in getrennten Teams tätig: „Im Worst-Case-Szenario, bei dem sämtliche Mitarbeiter in Quarantäne wären, würden die Kollegen aus anderen Standorten außerhalb von Celle um Amtshilfe angefragt.“ Zur Not Buslinien ausdünnen: „Wir hoffen, dass wir die kommenden Wochen und Monate gut überstehen werden“, sagt CeBus-Chef Stefan Koschick: „Aufgrund des aktuell geringen Krankenstandes können wir derzeit alle Leistungen ohne Probleme erbringen. Personalausfälle, die über das normale Maß hinausgehen, versuchen wir mit Mitarbeitern aus Partnerunternehmen auszugleichen. Sollten die Personalausfälle infolge des sich aufbauenden Pandemiegeschehens so drastisch in die Höhe steigen, dass wir den Betrieb nicht mehr im vollen Umfang aufrechterhalten können, müssten wir unsere Leistung auf weniger frequentierten Strecken nach Absprache mit dem Landkreis Celle reduzieren.“ Aus erster Corona-Welle gelernt: Die Stadtverwaltung setze auf strikte Einhaltung der Corona-Regeln, so Pressesprecherin Myriam Meißner. „Wir beschränken Besprechungen sowie Zusammenkünfte auf das dienstlich Notwendige und nutzen die Möglichkeiten von Homeoffice. Weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel die Bildung von Redundanzen, sind zunächst nicht angedacht.“ Coronabedingt gebe es aktuell keine bis wenige Ausfälle zu verzeichnen: „Sollte sich die Situation allerdings zuspitzen, greifen wir auf unser Maßnahmenpaket aus der ersten Corona-Welle zurück und können Redundanzen in den Teams bilden sowie das Homeoffice ausweiten.“ Wechselschichtmodelle an der Trift: Die Kreisverwaltung setze in Bereichen mit Möglichkeiten des Home-Offices entweder auf Wechselschichtmodelle oder auf Rumpfbesetzungen vor Ort, während die übrigen Mitarbeiter im Home-Office arbeiteten, sagt Landkreis-Sprecher Tore Harmening. Treffen von Mitarbeitern werden möglichst vermieden: „In Bereichen wie der Kreisstraßenmeisterei wurde ein Arbeitsbeginn von festen Teams zu unterschiedlichen Zeiten eingeführt. Gleiches gilt für die Leitstelle.“