Celler Frauen in Führungspositionen der Bundeswehr

„Was macht man als Frau denn bei der Bundeswehr?“ Solche und ähnliche Fragen bekommen Soldatinnen wie Hauptfeldwebel Andrea Neuer öfter zu hören. Sie werden jedoch selten aus Respektlosigkeit, sondern eher aus Neugier gestellt. „In meinem Freundeskreis gab es zwar auch Skepsis, aber auch viel positives Erstaunen“, blickt Neuer auf den Moment zurück, an dem sie ihre Berufswahl getroffen hatte. "Auch meine Eltern waren sicher überrascht, haben mich aber immer unterstützt", so die Soldatin. Keine Probleme mit Anfeindungen: Noch immer gibt es in der Bundeswehr deutlich mehr Männer als Frauen, aber der Anteil nimmt stetig zu und liegt derzeit bei 12,5 Prozent. Im Celler Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit sieht es ähnlich aus. Unter 156 Soldaten befinden sich 18 Frauen. „Derzeit sind aber noch nicht alle Dienstposten zur Besetzung freigegeben, sodass es durchaus realistisch ist, dass sich dieser Anteil weiter erhöhen wird“, erklärt Neuer, die 2016 auf eigenen Wunsch nach Celle versetzt wurde. „Hier haben von Beginn an Soldaten und Soldatinnen ihren Dienst gemeinsam verrichtet. Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben“, sagt Neuer, die den Umgang der Geschlechter untereinander als entspannt wahrnimmt. „Persönlich habe ich in Celle nie Probleme mit Anfeindungen, Sprüchen oder unpassendem Verhalten seitens meiner Kameraden gehabt“, erklärt die Soldatin. Keine Männerdomäne wie früher: Erst seit 2001 werden Frauen auch in Kampfeinheiten eingesetzt. Da sie aber im Sanitätsdienst oder dem Militärmusikdienst viel länger die Möglichkeit hatten, Teil der Streitkräfte zu werden, ist der Frauenanteil in diesen Bereichen höher. „Dies lässt sich auch für Celle bestätigen“, sagt Neuer. Als Männerdomäne würde sie die Bundeswehr nicht bezeichnen: „Auch wenn der Anteil der Soldatinnen noch nicht bei den bundesweit angestrebten 15 Prozent liegt, sind längst Fähigkeiten und Qualifikationen maßgeblich und nicht das Geschlecht.“ Daher sieht Neuer für Frauen auch keine Schwierigkeiten, Führungspositionen zu übernehmen. Stabsoffizier als Fliegerärztin: Im Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit gibt es unter den Soldatinnen derzeit einen Stabsoffizier als Fliegerärztin sowie einen Offizier. Zum kommenden Jahr wird der Leitungsdienst um eine Kameradin aufwachsen. Auch die Unteroffiziere sind in ihrer Funktion Vorgesetzte und erteilen daher auch den Männern Befehle. „Dabei konnte ich hier nie Probleme wahrnehmen“, sagt Neuer. Das Prinzip von Befehl und Gehorsam sei in der Bundeswehr absolut grundlegend. „Für Vorgesetzte egal welchen Geschlechts ist das Erteilen von Befehlen vollkommen normal, für Untergebende die Befolgung ebenfalls“, meint die Soldatin. Hauptfeldwebel Neuer findet es selbstverständlich, dass sich beim Marschieren Frauen neben Männern reihen. „Es dienen immer mehr Soldatinnen in der Bundeswehr. In der zivilen Verwaltung ist inzwischen mehr als jede dritte Stelle mit einer Frau besetzt“, erklärt Neuer, die auch davon überzeugt ist, dass sich die Anteile in den Führungspositionen angleichen werden: „Mit Blick auf die Zahl der Offiziersanwärterinnen kann man davon ausgehen, dass die Zukunft mehr weibliche Generale und Admirale hervorbringen wird." Von Lisa Brautmeier Seit dem 2. Januar 2001 stehen Frauen alle militärische Laufbahnen der Bundeswehr offen. Zuvor war ihnen jedoch der Einsatz in Kampfeinheiten durch das Grundgesetz untersagt worden. Im Artikel 12a hieß es, Frauen "dürfen auf keinen Fall Dienst mit der Waffe leisten". Das Europäische Gerichtshof in Luxemburg stellte im Jahr 2000 jedoch fest, dass dies gegen die Gleichbehandlung der Geschlechter verstieß. "Ich erinnere mich an eine lebhafte Diskussionsrunde in der Schulaula. Das Thema schien bei allen einen Nerv zu treffen", denkt Hauptfeldwebel Andrea Neuer an die Entscheidung zurück. "Ich finde es richtig, dass dieser Schritt gegangen wurde."