Seit diesem Sommer gibt es die neue generalistische Pflegeausbildung. In dieser werden Altenpflege, Gesundheits-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengefasst. Das bedeutet in erster Linie viele Veränderungen, aber auch eine Chance, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren. Franziska Just und Florian Weber absolvieren als zwei von 26 Schülern diese neugestaltete Ausbildung, beginnen jedoch in unterschiedlichen Betrieben.
Zehn Jahre als Pflegehelfer
Webers Hauptausbildungsplatz ist das CMS-Pflegestift Bremer Weg in Celle. Das ist kein Zufall, denn der 36-Jährige arbeitet bereits seit zehn Jahren dort – früher als Pflegehelfer. „Als angehende Fachkraft lerne ich jetzt noch einmal ganz andere Verantwortungsbereiche kennen“, sagt Weber. Als Pflegefachmann könnte er nämlich die Behandlungspflege und damit wesentlich mehr Verantwortung übernehmen. Dazu gehören zum Beispiel die Medikamentenausgaben, der Arztkontakt, aber auch das Führen von Gesprächen mit Angehörigen.
Behandlung und psychische Betreuung
Das Besondere an der stationären Pflege ist, dass die Arbeitskräfte mit den Menschen vor Ort fast schon familiäre Verbindungen aufbauen. „Wir verbringen viel Zeit mit unseren Bewohnern und haben ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander“, erklärt Claudia Twelkemeyer, Praxisanleiterin der Station für Demenzkranke, auf der Weber seine Ausbildung macht. „Mir macht dieser Bereich wirklich viel Freude, denn die Menschen sind sehr herzlich und einfach authentisch“, sagt der Auszubildende. „Auf unserem Wohnbereich geht es nicht nur um die Behandlungspflege, sondern vielmehr auch um die psychische Betreuung“, erklärt Twelkemeyer. Als Praxisanleiterin ist sie die feste Ansprechpartnerin, die Weber fachgerecht an die pflegerischen Aufgaben heranführt.
Gefühl der Geborgenheit
Zu den typischen Alltagsaufgaben zählen nicht nur die Versorgung der Bewohner und die Pflegedokumentation. „Wichtig ist uns, den Bewohnern immer auch ein Gefühl der Geborgenheit zu geben“, betont Weber, dem aber eine Sache zu Beginn seiner Zeit im Pflegestift besonders schwerfiel. „Die Sterbebegleitung nimmt einen schon sehr mit, da man ja zu jedem Bewohner eine Beziehung aufbaut“, erläutert der 36-Jährige. Für ihn steht fest, dass er auch nach der Ausbildung im Bereich der Altenpflege bleiben möchte. „Ich freue mich aber auch auf neue Einblicke“, sagt Weber im Hinblick auf die anstehenden Außenpraktika. Dann geht es für ihn zum Beispiel auch in den ambulanten Pflegedienst, den Franziska Just bereits näher kennengelernt hat.
Zu den Menschen nach Hause
Die 27-Jährige hat schon eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin absolviert, bevor sie jedoch in die Pflege wechselte. „Ich arbeite einfach gerne mit älteren Menschen zusammen und bin auch über meine Mutter auf den Bereich aufmerksam geworden, die ebenfalls in der Pflege arbeitet“, erklärt Just. Für den ambulanten Pflegedienst Wagenknecht fährt sie zu den Menschen nach Hause, um sich dort sowohl um die Behandlungspflege als auch die Grundpflege wie das An- und Auskleiden zu kümmern. Auch das Einkaufen für diese Menschen gehört mit dazu.
„Für diesen Beruf sollte man aufgeschlossen und zuverlässig sein, da man auch viel selbstständig arbeitet“, erklärt Lars Wagenknecht, Inhaber des ambulanten Pflegedienstes. Als Auszubildende ist Just mal mit Fachkräften, aber auch öfters alleine unterwegs. Die Anzahl der Patienten ist täglich unterschiedlich. Meist absolviert Just zwischen fünf und zehn Fahrten. Die restliche Zeit ist sie im Bürodienst mit eingebunden. Dann kümmert sie sich um die Medikamenten- und die Pflegeplanung, mit der festgelegt wird, welcher Mitarbeiter wann bei welchem Patienten ist.
Menschen im persönlichen Umfeld kennenlernen
Vor ihrer Ausbildung hatte Just ebenfalls bereits als Pflegehelferin gearbeitet, drei Jahre davon in einem Heim. Ihr persönlich macht der ambulante Dienst jedoch mehr Spaß. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, man hat keinen festen Zeitplan und es ist schön, die Menschen in ihrem persönlichen Umfeld ganz individuell kennenzulernen“, erklärt Just, die auch gespannt ist, wann die Schule sie und die anderen Auszubildenden in andere Bereiche einteilt. „Vor der Arbeit in der Psychiatrie habe ich zwar Respekt, aber dafür freue ich mich sehr auf die Zeit im Kinderkrankenhaus“, so Just.
Nachgefragt bei Christian Krebs
Christian Krebs ist Bildungsgangsleiter des Bereiches Berufsfachschule Pflege an der Albrecht-Thaer-Schule (Berufsbildende Schulen III) Celle.
Wie lange dauert die Ausbildung zur Pflegefachkraft?
Die neue generalistische Pflegeausbildung dauert in der Regel drei Jahre. Bei Bewerbern, die eine Ausbildung zur Pflegefachkraft nach alter Verordnung oder eine zweijährige Ausbildung zur Pflegeassistentin erfolgreich abgeschlossen haben, kann die Ausbildungsdauer auf Antrag um zwei Jahre beziehungsweise um ein Jahr verkürzt werden.
Worum geht es beim schulischen Teil?
Die Schüler lernen, mit Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemlagen in Kontakt zu treten und eine professionelle pflegerische Beziehung aufzubauen. Dies ist Voraussetzung für die Planung, Durchführung und Auswertung aller pflegerischen Tätigkeiten im Rahmen des Pflegeprozesses. Eine individuelle und an den Bedürfnissen des Menschen ausgerichtete pflegerische Versorgung steht dabei im Vordergrund. Sie lernen dabei, ihre Handlungen an ethischen und pflegewissenschaftlichen Standards auszurichten und eine Perspektive einzunehmen, die die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung der von ihnen betreuten Menschen unterstützt.
Wie gliedert sich die Ausbildung?
Die Schüler lernen im Laufe der Ausbildung alle wichtigen Versorgungsbereiche der Pflege kennen. Dazu absolvieren sie Ausbildungseinsätze im Pflegeheim, in der ambulanten Pflege, im Krankenhaus sowie in der Versorgung von Kindern und von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Der Ausbildungsvertrag wird mit einem Betrieb eines dieser Versorgungsbereiche geschlossen. Die zuständige Schule erstellt einen Plan, aus dem hervorgeht, wann der jeweilige Schüler in welchen Versorgungsbereich wechselt.
Wem würden Sie die Ausbildung empfehlen?
Voraussetzung für die anspruchsvolle Ausbildung sind mindestens der mittlere Schulabschluss und angemessene Deutschkenntnisse. An der Ausbildung Interessierte sollten gerne mit anderen Menschen in Kontakt treten und die Fähigkeit haben, die Perspektive des Gegenübers einnehmen zu können. Außerdem sollten die Bewerber Freude daran haben und in der Lage sein, neues Fachwissen zu erlernen und ihr Handeln danach auszurichten.
Wie sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt?
Die Übernahmeaussichten sind hervorragend. Ausgebildete Pflegefachkräfte werden stark gesucht. Die Pflegefachfrauen haben durch die generalistische Ausbildung die Möglichkeit, in allen Versorgungsbereichen der Pflege zu arbeiten. Zusätzlich bieten sich vielfältige Spezialisierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. An der Albrecht-Thaer-Schule Celle kann im Anschluss die Fachoberschule Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Pflege besucht werden, um in einem Jahr die allgemeine Fachhochschulreife zu erwerben.
Von Lisa Brautmeier
Pflegefachkraft
Weitere interessante Porträts von Auszubildenden und ihren
Berufen gibt es unter
www.cz.de
Was macht man in diesem Beruf?
Pflegefachleute pflegen und betreuen Menschen aller Altersstufen in den Bereichen Krankenpflege,
Kinderkrankenpflege und Altenpflege. In der Grundpflege betten sie hilfsbedürftige Menschen und
unterstützen sie bei der Nahrungsaufnahme und Körperpflege. In der ambulanten Pflege arbeiten
Pflegefachleute auch mit Angehörigen zusammen und unterweisen diese zum Beispiel in Pflegetechniken. Sie versorgen in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten und Ärztinnen Wunden und führen
Infusionen, Blutentnahmen und Punktionen durch. Außerdem assistieren sie bei Untersuchungen,
verabreichen den Patienten ärztlich verordnete Medikamente oder Injektionen und bereiten sie auf
operative Maßnahmen vor. Darüber hinaus übernehmen sie Organisations- und Verwaltungsaufgaben
wie die Ermittlung des Pflegebedarfs und die Planung, Koordination und Dokumentation von Pflegemaßnahmen. Auch bei der Patientenaufnahme, in der Qualitätssicherung und bei der Verwaltung der
Arzneimittel wirken sie mit.
Wo arbeitet man?
• in Krankenhäusern, Facharztpraxen oder Gesundheitszentren
• in Altenwohn- und ‑pflegeheimen
• bei ambulanten Pflegediensten
• in Einrichtungen der Kurzzeitpflege
• in Hospizen
• in Wohnheimen für Menschen mit Behinderung
Arbeitsorte:
Pflegefachleute arbeiten in erster Linie
• in Patientenzimmern von Krankenstationen
• in Untersuchungs-, Behandlungs- und Pflegearbeitsräumen
• in Patientenwohnungen (bei ambulanter Pflege)
• im Büro oder Stationszimmer
Welcher Schulabschluss wird erwartet?
Für die Ausbildung wird in der Regel ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt. Die Berufsfachschulen wählen Bewerber nach eigenen Kriterien aus.
Worauf kommt es an?
• Einfühlungsvermögen und Kontaktfähigkeit (im Umgang mit Patienten und Angehörigen)
• Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein (zum Beispiel bei der Dokumentation von Pflegemaßnahmen)
• Psychische Stabilität
• Gute körperliche Konstitution
• Verschwiegenheit
Wichtige Schulfächer:
• Ethik
• Biologie
• Chemie
• Deutsch
• Mathematik
Was verdient man in der Ausbildung?
An Einrichtungen des öffentlichen Dienstes oder an Einrichtungen von Trägern, die sich an die tariflichen Vereinbarungen des öffentlichen Dienstes anlehnen, erhalten Auszubildende beispielsweise
folgende Entgelte (monatlich brutto):
1. Ausbildungsjahr: 1141 Euro
2. Ausbildungsjahr: 1202 Euro
3. Ausbildungsjahr: 1303 Euro