Celler AKH: Mehrheit für 70-Millionen-Euro steht

In den vergangenen Tagen waren die AKH-Vorstände Martin Windmann und Franz Caesar gefragte Männer bei den Sitzungen der Kreistagsfraktionen. Dort standen die beiden Rede und Antwort zu den geplanten Investitionen an der Celler Klinik, die sich bis 2027 auf etwa 145 Millionen Euro belaufen sollen. Offensichtlich haben die beiden gute Überzeugungsarbeit geleistet. Denn vor der wegweisenden Sitzung des Finanzausschusses zeichnet sich eine breite Mehrheit dafür ab, dem AKH über 70 Millionen Euro zu leihen, damit sich das Haus zukunftsfähig aufstellen kann. Vorherrschende Meinung: Es gibt keine Alternative. Allerdings gibt es auch harsche Kritik. CDU: Celler AKH bleibt in kommunaler Hand: "Nachhaltige Gebäude, einladende Patientenzimmer, moderne Arbeitsplätze mit kurzen Wegen und Technik auf höchstem Niveau – die CDU-Kreistagsfraktion entscheidet sich einstimmig für die Unterstützung des AKH mit einem Kredit bis zu 70 Millionen Euro", teilt CDU-Fraktionsvorsitzender Torsten Harms mit. „Wir haben in unserer Fraktion geklärt, ob wir auch in der Zukunft ein Krankenhaus in der Trägerschaft des Landkreises haben wollen oder nicht“, so Harms. „Die Entscheidung der CDU ist einstimmig, das AKH bleibt ein Kreiskrankenhaus.“ Die ersten beiden Bauabschnitte führten in die richtige Richtung und würden langfristig ein nachhaltiges, ökologisches wie ökonomisches AKH entstehen lassen. SPD vertraut auf Rückzahlung durch AKH: "Wir vertrauen darauf, dass das AKH die Summe zurückzahlen kann. Mir fällt auch keine Alternative ein. Denn eine Privatisierung ist keine Alternative", erklärt Mathias Pauls, Fraktionsvorsitzender der SPD. Erster Kreisrat Michael Cordioli und AKH-Vorstand Windmann hätten der Fraktion "detailliert erläutert, was mit dem Geld gemacht werden soll. Unserer Meinung nach sieht das sinnvoll aus", so Pauls vor dem Hintergrund, dass die Klinik beim anstehenden zweiten Bauabschnitt davon ausgeht, mit dem Abriss alter Gebäudeteile und dem Neubau Energie- und Unterhaltungskosten von jährlich zwei Millionen Euro einsparen würde. Grüne wollen noch abwarten: Unterstützung ja, aber am liebsten zu einem späteren Zeitpunkt. Das ist die Meinung des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Christian Ehlers. "Das ist eine riesige Summe, mit der der Landkreis belastet wird, zumal wir auch beim Glasfaserausbau knapp 25 Millionen Euro nachschießen mussten", sagt er. Die Grünen sähen es daher lieber, noch zu warten. "Wir müssen erst sehen, wie sich die Patientenzahlen, die Basis für die Kalkulation des AKH sind, nach Corona entwickeln." FDP kritisiert Vorgehen der Verwaltung: Während sich die FDP, "dem Investitionswunsch des AKH nicht entziehen", könne und auch zum einem AKH in kommunaler Trägerschaft stehe, kritisiert Fraktionsvorsitzende Jutta Krumbach das Vorgehen der Landkreisverwaltung: "Wir sind schockiert, dass ein so wichtiges Thema so holterdiepolter auf die Tagesordnung kommt." Celler Bürger und Politik soll früher eingebunden werden: Krumbach fordert, dass die Politik und die Öffentlichkeit regelmäßiger über die Situation am AKH informiert wird. "Wir haben schon mal einen Antrag auf Sondersitzungen gestellt, aber der wurde von der Mehrheit abgelehnt. Wir müssen aber die Mitarbeitenden und die Bürger mitnehmen bei solchen Entscheidungen", sagt Krumbach, für die das Thema keinen Aufschub duldet. "Es ist besser, zu investieren als ständig Löcher zu stopfen. Wir wollen das, wir machen das und zwar jetzt. Klar ist aber auch, dass der Landkreis das AKH nicht immer retten kann", so Krumbach. WG-Fraktionsvorsitzender fordert Aufsichtsrat zum Rücktritt auf: Ganz und gar nicht einverstanden mit der Entscheidungsfindung ist WG-Fraktionsvorsitzender Albrecht Hoppenstedt. "Spätestens, wenn ich lese, dass die Verwaltung erklärt, dass der Kredit keine direkten finanziellen Auswirkungen für den Landkreis habe, entziehe ich den Verantwortlichen das Vertrauen. Der Aufsichtsrat sollte einfach mal geschlossen zurücktreten", so Hoppenstedt. "Kredit wird Landkreis aus der Bahn werfen": "Die 70 Millionen Euro für das AKH werfen den Landkreis finanziell schwer aus der Bahn. Und wir sollen das einfach so innerhalb weniger Tage beschließen", meint Hoppenstedt, der Zweifel daran hat, dass es bei den bisher kalkulierten Kosten von 91 Millionen Euro nur für den Bau des zweiten Abschnitts bleiben wird. "Es gibt Menschen, die können derzeit kein Haus bauen, weil keine Baustoffe mehr da sind. Baukosten sind unkalkulierbar geworden." Finanzausschuss empfiehlt Kredit für AKH: Bei einer Gegenstimme (Grüne) und einer Enthaltung (WG) hat der Kreis-Finanzausschuss am Donnerstag empfohlen, dem AKH bis zu 70 Millionen Euro zu leihen. In der Sitzung präsentierten Landrat und AKH-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Wiswe sowie AKH-Vorstand Martin Windmann noch einmal detailliert die Pläne für das Krankenhaus. „Wir müssen diese Investitionen unterstützen, um das AKH zukunftsfähig zu machen, denn auch andere Krankenhäuser werden sich verbessern“, sagte Wiswe.