Celle will Corona-Modellkommune werden: So sieht das Konzept aus

Für viele Städte und Gemeinde bedeutet die neue Corona-Verordnung für Niedersachsen zusätzliche Einschränkungen. Für die Hochinzidenzkommune Celle bietet das Regelwerk, das am Wochenende in Kraft getreten ist, dagegen die Aussicht auf eine zumindest teilweise Wiedereröffnung des öffentlichen Lebens nach Ostern. Das Land hat nämlich den Rahmen für niedersächsische Corona-Modellprojekte nach dem Vorbild von Tübingen oder Rostock abgesteckt. Demnach sollen landesweit insgesamt 25 Städte zu Modellkommunen werden, in denen Ladenöffnungen, Kinovorstellungen und Außengastronomie erlaubt werden. 65 Orte haben sich dafür beworben. Celle hat beste Chancen, an dem Projekt teilzunehmen. "Celle hat sich sehr früh ins Gespräch gebracht und schon viel dafür getan, schnell an den Start zu gehen", sagt der Celler Landtagsabgeordnete Thomas Adasch und rechnet damit, dass seine Heimatstadt auch das Sozialministerium überzeugen wird, das über die Bewerbung entscheidet. "Sofern alle anderen Voraussetzungen erfüllt sind, ist Celle eigentlich gesetzt", meint der CDU-Politiker und verweist auf ein Schreiben von Sozialministerin Daniela Behrens (SPD). Darin heißt es, dass aus jedem der vier ehemaligen Regierungsbezirke Niedersachsens zwei Oberzentren als Modellkommunen ausgewählt werden sollen. In dem ehemaligen Amtsbezirk Lüneburg gibt es nur zwei Oberzentren: Lüneburg und Celle. Celle will am 6. April starten: Bis zum 31. März müssen interessierte Modellkommunen ihre Bewerbung einreichen. Für Celle ist das kein Problem. "Wir bereiten uns nach den uns vorliegenden Bedingungen auf einen bald möglichen Start vor", sagt Stadtsprecherin Claudia Krause. "Sollte der Zuschlag am Osterwochenende erteilt werden, ist ein Start in der Woche nach Ostern vorstellbar. Wir halten am 6. April fest." Laut Corona-Verordnung sollen in Rahmen der Modellprojekte folgende Einrichtungen und Betriebe für Besucher und Kundenverkehr geöffnet werden: Außengastronomie, Theater, Konzerthäuser, Kulturzentren, Kinos, Fitnessstudios, Museen, Galerien und der Einzelhandel. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Kunden einen negativen Corona-Test vorweisen können. Dabei muss es sich entweder um einen PCR-Test oder einen PoC-Antigentest handeln. Daran soll es in Celle nicht scheitern. Corona-Schnelltests an zehn Stationen: "Geplant sind sukzessive insgesamt zehn Teststationen. Bei einer großen Nachfrage nach Testkapazitäten, wurde im Konzept ebenfalls eine kurzfristige Aufstockung der Teststationen eingeplant. Diese ist innerhalb von einer Stunde realisierbar", beschreibt Krause das Celler Konzept und sagt weiter: "Angedacht sind ebenfalls Teststationen für Mitarbeitende der Celler Unternehmen, deren Daten ebenfalls in die Modellstadt einfließen werden. Aufgrund der Anzahl der Stationen und der weitflächigen Verteilungen können die Menschenströme ideal gelenkt und Menschenansammlungen verhindert werden." Die ganze Stadt darf Celle nicht als Projektgebiet ausweisen, sie muss sich gemäß Verordnung auf ein Teilgebiet beschränken. "Wir versuchen das Testgebiet möglichst so zu fassen, dass es ‘beherrschbar’ bleibt, auf der anderen Seite aber auch möglichst viele einbezieht", sagt Krause. "Wo genau die Grenzen verlaufen, können wir heute noch nicht sagen. Es wird aber die Celler Innenstadt umfassen." Luca-App zu Beginn nicht verfügbar: Die größte Herausforderung für Celle wird die digitale Nachverfolgung sein. Für die begehrte Luca-App stehen in Niedersachsen zunächst nur sechs Lizenzen für Verfügung, die an die Gesundheitsämter in Braunschweig, Lüneburg, Hildesheim, Cuxhaven, Aurich und Nienburg gehen. In der Kreisverwaltung an der Trift sitzt man ebenfalls in den Startlöchern. "Der Landkreis Celle hat die technischen Voraussetzungen für die Luca-App bereits geschaffen und entsprechende Zugangsdaten einschließlich der Sicherheitszertifikate vom App-Hersteller erhalten", sagt Landkreis Lukas Kloth. Problem dabei: "Die Lizenzvergabe erfolgt nach letztem Kenntnisstand über das Land Niedersachsen, welches in Verhandlungen mit dem App-Hersteller bezüglich einer Landeslizenz ist." Die Residenzstadt will sich davon nicht ausbremsen lassen. "Für Celle arbeiten wir derzeit an einer alternativen Lösung, da ein digitales System die Voraussetzung als Modellkommune ist", berichtet Stadtsprecherin Krause. Ein Ausschlusskriterium ist das Fehlen der Luca-App nicht. Adasch verweist darauf, dass etwa Wolfsburg die Corona-App "PassGo" verwendet und trotzdem als Modellkommune gehandelt wird. Zudem sagt Krause: "Sobald Luca auch für Celle zur Verfügung steht, soll der Wechsel auf dieses einheitliche System erfolgen."