CZ-Adventskalender: Kirche, Corona und Senioren

Unter den Einschränkungen, die im Zuge der Corona-Pandemie angeordnet wurden, leiden vor allem ältere Menschen. Zu den Weihnachtsfeiertagen wiegt dies für viele Betroffene besonders schwer. Die CZ sprach mit der Neuenhäuser Pastorin Carola Beuermann und dem Springerpastor Norbert Schwarz darüber, wie die Kirche zu Senioren Kontakt halten kann. Was fehlt den Senioren mehr? Die geistliche Gemeinschaft eines Gottesdienstes oder der Kontakt zu anderen Gemeindemitgliedern? Beuermann: In meinen Augen kann man das nicht trennen. Glaube findet nicht im stillen Kämmerlein statt. Das Christentum an sich ist auf Gemeinschaft und Solidarität ausgelegt. Gottesdienste spielen da im Augenblick eine noch entscheidendere Rolle, hier treffen sich die Menschen wieder. Wir wollen deshalb im Lockdown jetzt möglichst viel nach draußen verlegen. In Neuenhäusen haben wir daher 200 Stühle bestellt, um Gottesdienste im Freien feiern zu können. Glaube und Gemeinschaft: Besonders hart treffen die Kontakteinschränkungen die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen? Schwarz: Das stimmt. Die Möglichkeiten der Kirche sind hier leider sehr beschränkt. Als Seelsorger durfte ich nur in Notfällen ins Haus, etwa wenn eine Bewohnerin im Sterben liegt. Was wir machen können, ist, auch hier weiterhin Gottesdienste anzubieten. Ich mache das in Eldingen und der Seniorenresidenz Beinsen. Die Senioren sitzen auf der Terrasse oder auf den Balkonen, ich spiele Mundharmonika. Das hat sogar einen gewissen Eventcharakter. Aus Angst vor Ansteckung isoliert: Was ist mit denen, die auch nicht mehr zum Gottesdienst kommen? Wie erreichen Sie die? Beuermann: Das ist in der Tat nicht einfach. Bei uns sind viele Angebote weggebrochen wie Mittagstisch oder Seniorenkino, deswegen fehlen uns die Anknüpfungspunkte. Und einige Senioren, die Hilfe brauchen, kommen aus Angst vor Corona auch nicht mehr in die Kirche. Was wir beispielsweise gemacht haben, ist, dass ich einen Brief an die Mitglieder unserer beiden Seniorengruppen geschrieben habe. Das ersetzt nicht die Treffen, aber die Rückmeldungen zeigen, dass wir dadurch eine Verbindung zur Gemeinde schaffen. Zudem überlegen wir gerade, unsere Kirchen generell zu öffnen. Wir spüren, dass die Menschen diesen tröstenden Raum brauchen, für sich mit Gott. Schwarz: Um mit denjenigen, die jetzt isoliert sind, in Kontakt zu treten, sind wir auf die Unterstützung durch andere Gemeindemitglieder und Mitarbeiter angewiesen. Es ist schwer, sich hier einen Überblick zu verschaffen, das hängt sehr stark von den Netzwerken in den jeweiligen Gemeinden ab. Die Landeskirche ist sich der Problematik bewusst und hat beispielsweise die Telefonseelsorge hochgefahren. Wir spüren aber auch, dass die Menschen den Kontakt zur Kirche halten wollen. In Eldingen habe ich eine Predigt für zuhause ausgedruckt und ausgelegt, das wird von denen, die nicht in den Gottesdienst kommen, sehr gut angenommen. Die Gemeindebriefe haben Hochkonjunktur, manchmal kann es auch schon das einfache Kirchengeläut sein, durch das sich die Menschen mit ihrer Gemeinde verbunden fühlen. Krippenspiel online? Was ist mit Online-Gottesdiensten? Beuermann: Ein Gottesdienst ist viel zu lang und wahrscheinlich ist das auch nur für eine kleine Personenzahl interessant. Vielleicht könnte man die Andacht online stellen. Was wir in Neuenhäusen aber machen wollen, ist, das Krippenspiel auf die Homepage zu stellen. Das ist ein Projekt, an dem die Vorkonfirmanden gerade arbeiten. Neue Kontakte: Können Sie der Coronakrise denn auch etwas Positives abgewinnen? Schwarz: Es gibt neue Kontakte, die sonst nicht entstanden wären und es gibt viele Menschen, die nun eine verstärkte Bereitschaft zeigen, etwas für andere zu tun.