Bundeswehr in Celle: Training an der Corona-Front

Für weltweite Einsätze trainieren die Soldaten der Bundeswehr. Und mit einem weltweit agierenden Feind haben sie es derzeit zu tun – sogar im Heimatland: Das Coronavirus hat das Jahr der Bundeswehr in Celle geprägt. Grünkohl-GAU: „Die hochdynamische Entwicklung der Covid-19-Pandemie erfordert eine ständige, lageangepasste Bewertung der Situation", erklärt der Standortälteste und Kommandeur des Ausbildungs- und Übungszentrums Luftbeweglichkeit, Oberst Jörn Rohmann. Er musste bereits im Sommer eine schwere Entscheidung treffen: Das traditionelle Grünkohlessen in der Immelmann-Kaserne, zu dem sich alljährlich hunderte Gäste aus dem öffentlichen Leben treffen, und das dieser Tage über die Bühne gegangen wäre, wurde abgesagt. Flexibilität gefragt: Doch gesellschaftliche Anlässe wie diese sind nur Nebenkriegsschauplätze für Rohmann, dessen Soldaten seit dem Frühjahr im Rahmen der Amtshilfe das Gesundheitsamt Celle bei der Kontaktnachverfolgung unterstützten: " Die von jeher gute Zusammenarbeit mit Stadt und Landkreis ist uns wichtig und wir nehmen die Situation ernst. Die Bundeswehr ist Teil der Gesellschaft und als solche genauso von der Situation betroffen." Rohmann: „Wie überall in der Bundeswehr haben wir, wo immer möglich, die Ausbildungs- und Übungsvorhaben abgesagt oder verschoben. Wo es notwendig ist – etwa für Basisbefähigungen oder Einsätze – werden wir aber genauso selbstverständlich unseren Auftrag erfüllen und für die Truppe die unter den aktuellen Voraussetzungen bestmögliche Ausbildung anbieten.“ Konzept hat funktioniert: Die Unterstützung der Einsatzvorbereitungen für „Minusma“ in Mali und „Resolute Support“ in Afghanistan wurde pandemieangepasst durchgeführt. An einer Ausbildung unter Pandemiebedingungen teilzunehmen verlange den Soldaten und ihren Familien jedoch einiges ab, so Rohmann: "Dazu gehören bedarfsweise Quarantäne vor einem Lehrgang, dienstliche Kohortenbildung und, unterstützt vom Sanitätspersonal, engmaschige tägliche Gesundheitskontrollen – um nur einige Maßnahmen zu nennen." Um ein mögliches Restrisiko weiter zu minimieren, wurden 2020 die meisten Übungsvorhaben reduziert oder abgesagt, multinationale Großvorhaben wie in den vergangenen Jahren fanden gar nicht statt. "Cobra Attack": Ebenfalls unter Pandemiebedingungen fand jetzt der letzte Übungsdurchgang des Jahres statt. Hier trainierten im Rahmen der Übung „Cobra Attack“ Soldaten des Fallschirmjägerregiments 31 in Celle, Scheuen und Luttmersen intensiv die Zusammenarbeit mit Hubschraubern. Pandemiebedingt konnte auch in diesem Durchgang vieles nicht wie geplant geübt werden. Rohmann: "Die intensive medizinische Überwachung und das disziplinierte Verhalten der Soldaten in Vorbereitung und Durchführung der Übung machten diesen letzten Durchgang des Jahres dennoch zu einem Erfolg." Ausblick 2021: „Cobra Attack war der letzte, sehr kompakte Übungsdurchgang im Jahr 2020", fasst der Oberst zusammen: „Der verantwortungsvolle Umgang mit Sicherheit und Gesundheit bedeutete in diesem Jahr eine Reduzierung des Übungsbetriebs." Das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit sei ein aufwachsender Standort, das Ausbildungs- und Übungsgeschehen werde durch die Truppe sehr gut angenommen und weise für das kommende Jahr "Vollauslastung" auf. Aber ob das auch möglich sein wird? Rohmann und seine Soldaten müssen flexibel bleiben und den Feind Corona stets im Blick behalten: "Art und Umfang des militärischen Trainings wird wesentlich von der Entwicklung des Infektionsgeschehens abhängen.“