Berufsbildung : So wurde das "zib" gerettet

Er ist einer der Chefs – und hat das kleinste Büro im Haus. „Ich fühle mich wohl auf meinen 16 Quadratmetern“, sagt Michael Brundiers lächelnd. Er hat auch allen Grund dazu, denn ihm ist etwas gelungen, was nur wenigen Leuten vergönnt ist: Er hat zusammen mit seiner Kollegin Ingeburg Wielgoß vor einem Jahr das Zentrum für integrative Berufsbildung („zib“) in einem bedenklichen finanziellen Zustand aufgekauft und es wieder auf gesunde Beine gestellt. Die Besonderheit: Brundiers und Wielgoß sind bereits Rentner. Unternehmen arbeitete nicht mehr kostendeckend: Das „zib“ ist eine gemeinnützige Organisation, die sich seit Jahren erfolgreich in der beruflichen Wiedereingliederung von Arbeit suchenden Menschen engagiert. Gegründet wurde das Unternehmen 1998 in Burgdorf und hat sich rasch einen guten Namen gemacht. Schon bald gab es Standorte in Hannover und Celle. „Nach 20 Jahren haben der Enthusiasmus und das Engagement der Unternehmensgründer nachgelassen“, so Brundiers. Nach Schließung der Standorte Burgdorf und Hannover wurde Celle zum Hauptsitz. „Das Unternehmen arbeitete auch hier nicht mehr kostendeckend“; erklärt der 66-Jährige. „Es sollte in die Liquidation geführt werden.“ "Wir haben uns um die Menschen Sorgen gemacht": Brundiers und Wielgoß wollten die Situation nicht einfach hinnehmen. „Wir haben uns vor allem um die Menschen Sorgen gemacht“, sagt Wielgoß. „Sowohl um diejenigen, die hier arbeiten, als auch um jene, die unsere Hilfe brauchen.“ Die beiden Rentner kannten das Unternehmen bereits sehr gut. Sie hatten für das „zib“ jahrelang gearbeitet: Brundiers als Dozent für kaufmännische Umschüler, Wielgoß als Maßnahmeleiterin im Bereich Wiedereingliederung von Rehabilitanden und Schwerbehinderten. Und noch eine ehemalige Mitarbeiterin ist weiterhin dabei: Es ist Karin de Buhr, die frühere Standortleiterin in Burgdorf. "Wirtschaftlich ist es immer noch eng": Das „zib“ hat zurzeit zehn festangestellte Mitarbeiter, davon drei in Teilzeit, und beschäftigt bis zu 24 freiberufliche Dozenten. Im Gebäude an der Fuhsestraße 30 gibt es acht Schulungsräume, in denen zehn bis 25 Menschen Platz haben. Die Kostenträger stellen harte Bedingungen, an die sich das „zib“ genau halten muss. So wird beispielsweise die Entwicklung eines Kunden genau dokumentiert. „Wirtschaftlich ist es immer noch eng“, meint Brundiers. „Aber wir müssen die Gehälter wenigstens nicht mehr in zwei Raten zahlen.“ "Es gibt keine hoffnungslosen Fälle": Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen Schwierigkeiten bei der Jobsuche haben, werden dem „zib“ von der Agentur für Arbeit, dem Rentenversicherungsträger und den Berufsgenossenschaften zugewiesen. Sie erhalten eine breit gefächerte Unterstützung, zum Beispiel bei der Suche nach einem Praktikumsplatz, durch Umschulungsangebote, EDV-Kurse und Coachings. „Es wird immer schwieriger, die Leute in Lohn und Brot zu bringen“, bedauert Wielgoß. „Aber es gibt keine hoffnungslosen Fälle. Die meisten Menschen müssen nur die Möglichkeit erkennen, ihr Leben zu verändern.“ Brundiers erinnert sich an den Fall einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern, die ihren alten Beruf wegen starker Rückenprobleme aufgeben musste. Sie machte unter großen persönlichen Entbehrungen eine erfolgreiche Umschulung zur Industriekauffrau und erhielt eine Festanstellung in ihrem Umschulungsbetrieb. Im vergangenen Jahr kam sie noch einmal vorbei und bedankte sich für die Hilfe. „Wenn die Leute uns von ihren Erfolgen berichten, sind das unsere Highlights“, sagt Brundiers.

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