60 Jahre Lebenshilfe Celle

Ihr 60-jähriges Bestehen begeht in diesem Jahr die Lebenshilfe Celle – und auch wenn das im Rahmen der Feierlichkeiten für Samstag, 23. Januar, geplante „Fest für das Leben“ wegen der Corona-Beschränkungen schon im Vorfeld abgesagt werden musste, so dürfte im weiteren Jahresverlauf doch noch genug Gelegenheit bestehen, die Einrichtung gebührend zu feiern. Am 17. Dezember 1961 war in Celle ein kleiner Ortsverein als „Lebenshilfe für geistig Behinderte“ gegründet worden. Aus diesen bescheidenen Anfängen hat sich der aktuell von rund 260 Eltern und Förderern getragene gemeinnützige Verein zum Träger eines Systems vielfältiger Eingliederungsangebote in Stadt und Landkreis Celle entwickelt. Gemeinnützige GmbH führt Geschäfte: Als Vereinstochter ist die 1988 gegründete gemeinnützige GmbH „Lebenshilfe für Behinderte Celle“ heute ein modernes und vielseitiges Sozialdienstleistungsunternehmen, das vielfältige Angebote macht, um geistig, psychisch und mehrfachbehinderte Menschen aller Altersstufen in das Arbeitsleben einzugliedern. Die Geschichte der Lebenshilfe Celle ist somit auch eine Geschichte von Veränderungen. „Wenn wir die letzten 60 Jahre der Lebenshilfe Celle überblicken, sind wir dankbar und froh über jeden Fortschritt bis zum Jubiläumsjahr“, fasst Lebenshilfe-Geschäftsführer Clemens M. Kasper das in der aktuellen Ausgabe der Lebenshilfe-Zeitschrift „Wortwechsel“ zusammen. Dem im Corona-Jahr so oft geäußerten Wunsch, es solle alles wieder werden wie zuvor, stellte er einen konstruktiven Ansatz gegenüber: „Auch wenn die Umstände und die Bedingungen, unter denen wir jetzt gerade leben und unsere Leistungen erbringen, uns nicht froh stimmen können: Wir können dieses erneute Innehalten auch dafür nutzen, zu überdenken, welchen Weg unsere Arbeit danach nehmen soll.“ Es geht um Teilhabe: Ein einfaches „Weiter so“ bringe nicht weiter, meint Kasper – sicher auch ein Appell, nach neuen Ansätzen zur Unterstützung zu suchen. Es geht um Teilhabe. „Seit vielen Jahren arbeiten wir daran, unsere Beschäftigten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln“, sagt Lebenshilfe-Sprecherin Nina Frey. Menschen mit Beeinträchtigung wird ein adäquates Lebensumfeld geschaffen, sie werden begleitet und gefördert. Um die rund 1150 Betreuten kümmern sich rund 400 Mitarbeiter in den vier Werkstätten in Altencelle, Nienhagen, Bergen und Groß Hehlen um Förderung, berufliche Bildung und das gute Gefühl, den Lebensunterhalt wie andere Menschen auch mit eigener Arbeit bestreiten zu können. Ein wichtiges Stück Normalität, für das die Lebenshilfe auch in integrativen Krippen, Kindergärten und Schulen sorgt. Neben den Bildungsaspekten werden von der Lebenshilfe auch Angebote für Wohnen und Freizeit gemacht. War früher die Heimunterbringung üblich, so würden jetzt Zimmer vermietet, betont Lebenshilfe-Sprecherin Frey: „Das sind unsere Mieter.“ Aufträge aus der freien Wirtschaft: Um die Teilhabe am Arbeitsleben so nah wie möglich am ersten Arbeitsmarkt zu gewährleisten, ist die Lebenshilfe auf Aufträge aus der freien Wirtschaft, aber auch von Privatpersonen angewiesen. Neben Dienstleistungen für Unternehmen wie Barilla/Wasa, Parlasca oder Conmetall richten sich Angebote wie Textilreinigung und Gartenpflege auch an Privathaushalte. Und dank des Inklusionsbetriebs der Hotelbetriebsgesellschaft Celle gGmbH haben Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit, in den Hotels „Hotel Blumlage“ in Celle und „Am Kloster“ in Wienhausen auch außerhalb der Werkstätten Arbeitserfahrung zu sammeln. Pandemiebedingt können sich die Beschäftigten derzeit frei entscheiden, ob sie zur Arbeit kommen oder lieber zu Hause bleiben wollen – bei manchen herrscht große Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus. Allein gelassen wird indes keiner: „Wir sind regelmäßig in Kontakt mit unseren Beschäftigten“, sagt Nina Frey. „Die Gruppenleitungen rufen regelmäßig bei den Beschäftigten an und fragen nach, wie sie zurechtkommen. Die Teilnehmer der Berufsbildung bekommen Bildungspakete mit Übungsblättern zugeschickt. Und da, wo Heimarbeit möglich ist, werden auch Arbeitsmaterialien nach Hause geliefert.“ Von Klaus M. Frieling