Geschäftsleute aus Celle genervt wegen Baustelle am Brandplatz

Bagger fressen sich dröhnend durch das Erdreich des Brandplatzes. Aushub liegt herum, Steinhaufen, Paletten, Kabel, Armierungsmaterial, überall Sand, Staub, Schutt: Der Brandplatz, der komplett neu gestaltet werden soll, ist zur Großbaustelle geworden. Wer kann, macht einen Bogen darum. Geschäftsleute haben das Nachsehen. Kunden bleiben weg. Anlieger schimpfen: "Katastrophe." Gastronomin macht Baustellen-Pause: Lea Richter, Inhaberin von „Leas Röstlaube“, lebt von der Außenbewirtschaftung. Die ist zur Zeit nicht möglich. Übers Wochenende parkte ein Bagger direkt vor ihrem Eingang. So findet kein Kunde zur „Röstlaube“. Richter hat ihren Laden notgedrungen vorübergehend dichtgemacht. Die Geschäftsfrau im Zwangsurlaub setzt darauf, dass die Kanalbaustelle weiterzieht: „Wir hoffen, dass es am 11. Mai bei uns im Laden weitergehen kann.“ „Es ist wirklich schlimm“: Ulrike Lewitzki beobachtet die Baggerarbeiten mit Argwohn. Bald wird auch vor ihrem Antiquitätengeschäft gebuddelt: „Schon jetzt kommt schon kaum noch jemand quer über den Dreck der Baustelle zu uns. Erst Corona und jetzt das hier – das ist ein Schlag ins Kontor.“ Seit 46 Jahren seien sie und ihr Mann hier am Brandplatz präsent: „Der Platz hat sich in jüngster Zeit besonders durch die neue Gastronomie so gut entwickelt. Hier ist mehr Leben als früher – und jetzt wird das alles durch einen überflüssigen Umbau abgewürgt.“ Ihr Mann komme mit seinem Rollator nicht alleine durch den Sand am e rst teilweise abgeräumten Pipenposten vorbei, so Lewitzki: „Ich bin gespannt, ob sie den ganzen Brunnen heil abtransportieren können. Der zerbröselt doch in tausend Teile.“ Bis zum Herbst müsse man jetzt mit der Baustelle leben: „Es ist wirklich schlimm.“ "Schlag ins Gesicht" für die Geschäftsleute: Altstadt-Ortsbürgermeister Christoph Engelen (SPD) hatte am Freitagnachmittag davon erfahren, dass direkt vor der "Röstlaube" ein Bagger übers Wochenende abgestellt worden sei: "Nachdem bereits ein Café am Brandplatz den Betrieb dauerhaft eingestellt hat und dieses indirekt mit der Baumaßnahme dort begründet, wird nun ein weiteres Café pausieren, weil die Baumaßnahmen vor der Haustür ein Betreiben unmöglich erscheinen lassen." Engelen sei gegen den Umbau, den Oberbürgermeister Jörg Nigge (CDU) ohne Diskussion im Rat im Verwaltungsausschuss "durchgedrückt" habe. Der Platz habe sich von allein zu einem "gastronomischen Hotspot" entwickelt, so Engelen: "Das Geld für die Umgestaltung hätte man sich sparen können. Es ist doch ein Schlag ins Gesicht für die Geschäftsleute: Erst Corona und die dadurch verbundenen Einschränkungen, jetzt die Baumaßnahmen, die den ganzen Sommer bis in den Herbst andauern werden." Stadt winkt ab: "Viel Lärm um nichts": "Viel Lärm um nichts", sagt dazu die städtische Pressesprecherin Myriam Meißner, denn seitens des Innenstadtmanagements und der Bauleitung sei die Betroffene im Vorfeld informiert worden: "Zum letzten Mal am Freitagvormittag. Dabei wurde mit ihr vereinbart, dass sie einen provisorischen Abwasseranschluss erhält, damit ihr Geschäft zum Wochenende geöffnet werden kann. Auch die Erreichbarkeit wurde seitens der Baufirma gewährleistet." Ebenso sei die Betreiberin nochmals darauf hingewiesen worden, dass eine Bestuhlung auf dem Brandplatz im Baustellenbereich vor ihrem Geschäft nicht möglich sei, so Meißner: "Bereits vor Beginn der Maßnahme wurde mit ihr über eine alternative Sondernutzung gesprochen, in der Neuen Straße – genauer vor dem Eckgebäude Rabengasse 6-8 – eine Außengastronomie einzurichten." Neuausschreibung verzögerte Baubeginn: Im Übrigen hätte die Verwaltung selbst auch gern zeitiger – das heißt in den Wintermonaten – mit dem Brandplatz-Umbau begonnen, sagt Meißner: " Doch hatte sich im November 2021 in der Politik Unmut über die Ausschreibung und Kosten der eingegangenen Angebote geregt. Die SPD selbst wollte seinerzeit sogar ganz von der Maßnahme Abstand nehmen. In Folge sah sich die Verwaltung gezwungen, erneut auszuschreiben, was den Baubeginn verzögert hat." Umzug ist keine Alternative: Die vom Innenstadtmanagement vorgeschlagene "Alternative" schien für Lea Richter übrigens nicht praktikabel zu sein: Sie machte die "Röstlaube" vorübergehend zu. In diesem Umfeld würde aktuell aber wohl auch kaum jemand seinen Kaffee im Freien genießen wollen. Selbst wenn der Bagger nicht, wie am Wochenende, direkt vor der Tür steht.