Gartenbedarf Lochte in Altenhagen bereitet Neustart vor

"Die Pflanzen stehen alle bereit, wir wollen morgen wieder mit dem Verkauf starten", sagt Beate Rieper. Auch bei Facebook und auf ihrer Internetseite bekräftigen die Geschäftsführer des Gartenbetriebs: Es geht weiter. Am Freitag sei ab 9 Uhr wieder für die Kunden geöffnet. "Wir sind schon ganz gut aufgestellt und haben auch eine Kasse wieder da. Wir haben Ware, die wir sowieso geordert hatten, die kommt natürlich auch. Es geht im vollen Sortiment weiter mit Kräutern, Gemüsepflanzen, den ganzen Blühpflanzen, Stauden, Obst und allen Gehölzen", sagt Rieper. Inventur nach Brand dauert an: In den abgebrannten Gewächshäusern war die gesamte Abteilung mit Dünger, Pflanzenschutzmitteln, Sämereien, Gartengeräten, Kräutern und Gemüsepflanzen sowie Pflanzen für Beete und Balkon untergebracht. "Da kriegen wir jetzt Neuware", so Rieper. Auch Zimmerblumen, Töpfe und Deko waren dort gelagert und müssen ersetzt werden – nur ein kleiner Teil hat das Feuer überstanden. Einen genauen Überblick, was alles vernichtet wurde und was vielleicht noch zu retten ist, verschafft sich das Betreiber-Ehepaar Friedrich-Wilhelm und Beate Rieper gerade erst. Auch der vernichtete Warenwert ist noch unklar. Auch für bei Kunden sehr beliebte Katzen kam jede Hilfe zu spät. "Das ist schon eine große Hausnummer, die da verloren gegangen ist", sagt Rieper. Der Außenbereich sei unbeschadet geblieben. Der hintere Bereich sei als Verkaufsfläche freigegeben, der vom Feuer zerstörte Bereich hingegen noch von der Polizei zur Brandermittlung gesperrt. Rauch zieht in alle Bereiche: "Wir können noch nicht absehen, wie was noch zu benutzen ist. Der Rauch ist ja überall langezogen, Stahlträger sind durch die Hitze verbogen. Wenn der Wind langzieht, klirren die Fensterscheiben", schildert Rieper die Situation. "Man muss irgendwie weitermachen. Man sieht, alles ist grün und am Blühen, und wir haben ein motiviertes Team, das darüber hinweghilft. Wir haben auch sehr viel Zuspruch von Kunden bekommen. Das hilft auch", beschreibt Beate Rieper, was sie und ihren Mann antreibt, weiterzumachen. Rund 25 Mitarbeiter hat der Betrieb. "Wir halten gut zusammen. Es waren natürlich alle sehr bestürzt. Wir haben durchweg sehr nette, gute Mitarbeiter." Gemeinsam wird angepackt. "Wir haben gesagt: 'Wir flüchten uns in Aktivitäten und kommen nicht ins Grübeln'", so Friedrich-Wilhelm Rieper. Nicht der erste Brand bei Firma Lochte: Es ist nicht der erste Brand, den die Firma Lochte zu überstehen hat. "Entweder Ende 1975 oder Anfang 76 haben wir einen Feuerteufel aus dem Landkreis hier gehabt in unserem alten Betrieb, der damals eine große Scheune angezündet hat", erinnert sich Friedrich-Wilhelm Rieper. Die Scheune gehörte zum Gelände an der Braunhirschstraße. "Ich kam damals von meiner Lehrstelle in Soltau nach Hause und bin auf diverse Feuerschläuche zugefahren und hab mich gewundert, wo die hinlaufen und siehe da: zu uns nach Hause", erinnert sich Rieper. Während im Gartencenter der Neustart anläuft, äußern viele Kunden ihre Anteilnahme und Bestürzung über den Brand – auch in den sozialen Medien. Dort wird allerdings auch ein anderes Thema diskutiert: Radfahrer und ein Lieferant waren während der Löscharbeiten in die Einsatzstelle gefahren und hatten Einsatzkräfte gefährdet. Radfahrer ärgern sich über Schläuche: Auch jetzt am Dienstag verliefen zahlreiche Schläuche um die Einsatzstelle – wie zu erwarten bei einem Brand solcher Dimension. Doch die Hindernisse, der laufende Einsatz und die Straßensperrung der B 191 durch die Polizei gingen ein paar uneinsichtigen Verkehrsteilnehmern offenbar gegen den Strich. "Das war schon komisch, dass sich die Leute echauffieren, dass sie über Schläuche mit ihren Fahrrädern müssen", sagt Simon Thomas, der als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Bostel mit im Löscheinsatz war. "Da steht ein brennendes Gebäude und die regen sich auf, dass da ein Schlauch liegt, das war für mich völlig unverständlich", so Thomas. Zwei Fahrradfahrer seien während der Löscharbeiten in die Einsatzstelle gefahren sowie ein Kurierfahrer mit seinem Kleintransporter. "Wir haben noch gerufen und gewinkt, das hat ihn überhaupt nicht interessiert", so Thomas. "Speziell dieser Kurierfahrer, das geht gar nicht. Man hat die Maske auf, ist voller Ruß und sieht nicht gut, will die Straße queren und dann kommt da der Kurierfahrer angebrettert", ärgert sich Thomas. Lieferfahrer gefährdet Feuerwehr: "Das ist aus unserer Sicht natürlich nicht in Ordnung", bekräftigt Feuerwehrsprecher Florian Persuhn. "Von ihm ist eine Gefährdung ausgegangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schläuche an den Kupplungen abgerissen werden, ist sehr hoch. Das ist eine große Gefahr und könnte bedeuten, dass die Wasserversorgung plötzlich abreißt und Kameraden gefährdet werden. Wenn ein Trupp im Innenangriff ist und sich beim Feuer befindet, fehlt ihm plötzlich das Wasser", erläutert Persuhn. Radfahrer gefährden vor allem sich selbst: Von den Fahrradfahrern geht nicht in erster Linie eine Gefährdung aus. "Sie gefährden sich aber selbst", warnt Persuhn. Immerhin, uneinsichtige Autofahrer sind die Ausnahme. "Dass Fahrradfahrer oder Fußgänger Absperrungen ignorieren, ist sehr häufig. Wenn man sie anspricht, haben viele dann eine Ausrede", so der Feuerwehrsprecher. Die Reaktionen bei Ansprache fallen unterschiedlich aus. "Es gibt Leute, die es sofort einsehen, andere müssen erst noch diskutieren. Aggressivität ist sehr selten." Beate Rieper kann das Verhalten der Störenfriede beim Einsatz erst recht nicht verstehen. "Soll man es lieber brennen lassen, statt den Feuerwehrschlauch zu verlegen? Das ist ja wohl etwas witzig", sagt sie. Inakzeptabel Die große Mehrheit hat sich während des Großfeuers am Dienstag in Altenhagen vernünftig verhalten. Die allermeisten Autofahrer und Passanten waren rücksichtsvoll und haben darauf geachtet, dass sie der Feuerwehr nicht in die Quere kamen. Die Brandbekämpfer hatten schließlich genug damit zu tun, das Feuer in den Griff zu bekommen. Aber es gab eben auch die Rücksichtslosen. Fahrradfahrer, die sich allen Ernstes über Schläuche auf dem Boden beschwerten. Autofahrer, die über Schläuche drübergefahren sind. Passanten, die sich und andere gefährdeten. Offenbar können es manche Menschen nicht nachvollziehen, dass es stundenlang dauert, bis alle Glutnester gelöscht sind. Und dass dafür Einschränkungen in Kauf zu nehmen sind. Beim Lochte-Feuer war es so: Die Feuerwehr musste Wasser von der anderen Seite der Bundesstraße zum Gartencenter pumpen. Also wurden Schläuche über die Straße gelegt. Folge: Die vielbefahrene B 191 wurde mehrere Stunden gesperrt. Weil es nicht anders ging. Was ist daran nicht zu verstehen? Allerdings: Es waren Einzelfälle. Während es in den vergangenen Jahren in vielen Städten immer mehr Meldungen gab, dass Einsatzkräfte während ihrer Arbeit behindert und Ehrenamtliche sogar bepöbelt wurden, ist dies bisher in Celle kaum der Fall, heißt es zum Beispiel bei der Feuerwehr. Das muss auch so bleiben. Bewundernswert ist unterdessen, dass die Betreiber des niedergebrannten Garten-Centers schon diesen Freitag wieder öffnen wollen. Wer das verheerende Feuer vor gerade einmal drei Tagen gesehen hat, kann das kaum glauben. Hut ab vor so viel Zuversicht!